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Véronique Gens - CD-Produktion beim Münchner Rundfunkorchester Französisches Erbe vom Feinsten

Endlich wieder singen dürfen – darüber freut sich Véronique Gens ganz besonders. Derzeit nimmt die Sopranistin mit dem Münchner Rundfunkorchester eine neue CD mit französischem Repertoire auf, unter strengsten Hygiene-Vorschriften. Was das bedeutet, darüber hat Véronique Gens mit BR-KLASSIK gesprochen.

Véronique Gens | Bildquelle: Marc Ribes/Virgin Classics

Bildquelle: Marc Ribes/Virgin Classics

"French Songs"

Interview mit der Sopranistin Véronique Gens

BR-KLASSIK: Véronique Gens, Sie haben schon einige Projekte mit dem Münchner Rundfunkorchester realisiert – in Zusammenarbeit mit dem Palazzetto Bru Zane, der sich ja der langen Epoche der französischen Romantik verschrieben hat. Vor ein paar Jahren haben Sie auch schon mal ein Album mit französischen Liedern vorgelegt mit Hervé Niquet. Mit ihm entsteht jetzt auch die neue CD. Was macht diese Epoche interessant für Sie?

Véronique Gens: Es gibt einfach unglaublich viel Musik, die noch nie gespielt wurde, die seit Jahrzehnten in den Bibliotheken schlummert. Das allein macht es so interessant, sich damit auseinanderzusetzen. Und dann ist es natürlich auch eine große Chance und eine Verantwortung, diese wunderbare Musik wieder auszugraben, zu entdecken und in sie einzutauchen. Mal ehrlich: Warum ist die Musik eines César Felicien David vergessen? Warum sind ganze Opern von Gounod unbekannt? Das weiß niemand – mit mangelnder Qualität hat es auf jeden Fall nichts zu tun. Im Gegenteil: Es ist unfassbar gute, ideenreiche Musik. Französisches Erbe vom Feinsten! Und ich bin dem Palazzetto Bru Zane sehr dankbar und ich bin glücklich, dass er diese Welt wieder zum Leben erweckt, zusammen mit Hervé Niquet, den ich seit langem gut kenne.

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VERONIQUE GENS // VISIONS // Münchner Rundfunkorchester, HERVE NIQUET | Bildquelle: Alpha Classics (via YouTube)

VERONIQUE GENS // VISIONS // Münchner Rundfunkorchester, HERVE NIQUET

Ein goldenes Zeitalter

BR-KLASSIK: Und wenn ich sage, dass dieses 19. Jahrhundert eine Zeit ist, in der die menschliche Stimme extrem wichtig wird, wären Sie damit einverstanden?

Véronique Gens: Absolut, ja klar. Sowas wie das goldene Zeitalter für Sängerinnen und Sänger. Ich meine, die Komponisten haben ihre Opern und Lieder für sie geschrieben. Da wurden einzelne Töne geändert, um es ihnen recht zu machen. Also da sind wir schon ein gutes Stückchen weg heute. (lacht)

BR-KLASSIK: Die Produktion findet unter strengen Hygiene-Regeln statt: Eine Stunde Arbeit, eine halbe Stunde Pause und lüften des Saals, dann wieder eine Stunde Arbeit und dann wieder lüften. Wie kommen Sie mit dieser Situation zurecht? Kann man sich da auf die Musik konzentrieren?

Véronique Gens: Ja, das ist schon sehr schwierig. Gerade komm ich aus der Probe und wir haben uns eine Viertelstunde mit einem Lied beschäftigt – und zack: auf den Schlag hört man auf, weil man lüften muss. Wir sind alle vorbereitet, jeder weiß, um welche Musik es geht, klar. Aber natürlich brauchen auch wir ein bisschen Zeit, um uns in die zum Teil melancholische Stimmung hineinzuversetzen. Und dann, wenn alle auf einem Level sind, sagt jemand: so, jetzt stop, geht nicht. Gar nicht leicht, sowas. Aber trotzdem ist es toll, dass wir überhaupt gemeinsam musizieren dürfen. Wir alle wollen ja was machen, wollen den Live-Moment. Da bin ich dem Bayerischen Rundfunk sehr dankbar.

Es ist toll, dass wir gemeinsam musizieren dürfen.
Véronique Gens

BR-KLASSIK: Hat Sie diese Pandemie in irgendeiner Art verändert?

Véronique Gens: Natürlich. Mir sind seit März nicht weniger als 82 Konzerte und Produktionen abgesagt worden. Und es geht noch weit ins neue Jahr hinein. Gerade wurden mir Termine für September und Oktober 2021 auch schon abgesagt, das ist alles sehr beunruhigend – vor allem für uns freischaffende Künstler. Aber grundsätzlich auch sehr dramatisch für die Kultur im Allgemeinen. Wir haben natürlich jetzt die Hoffnung auf den Impfstoff – aber auch da weiß natürlich niemand, bis wann diese Notsituation andauert, ab wann wir wieder was genau tun und wie wir arbeiten dürfen. Und bei uns Sängern kommt natürlich noch dazu, dass unsere Stimme ja unter anderem durch einen Muskel erzeugt wird – und wenn der nicht richtig trainiert wird, verkümmert er. Genauso wie die Energie und das Feuer zum Arbeiten. Also wir drücken wirklich die Daumen, dass wir so schnell wie möglich das Licht am Ende des Tunnels sehen.

Sendung: "Allegro" am 8. Januar 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK.

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