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Vorbericht – "Mathis der Maler" in Nürnberg Hindemith zum Saisonauftakt

Am Staatstheater Nürnberg hat sich Staatsintendant und Regisseur Jens-Daniel Herzog zum Auftakt der neuen Saison eine inzwischen selten auf den Spielplänen zu findende Künstleroper ausgesucht: Paul Hindemiths "Mathis der Maler". Damit will das Haus zum Beginn der Spielzeit mit der Frage: 'Was kann dringlicher und wichtiger sein als die Stellung der Kunst in unserer Gesellschaft?' ein Statement setzen. Premiere ist Sonntagabend und BR-KLASSIK überträgt live.

Mathis der Maler | Bildquelle: Pedro Malinowski

Bildquelle: Pedro Malinowski

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Staatsintendant und Regisseur Jens-Daniel Herzog hat schon viele Opern inszeniert, in denen die Kunst sich selbst in Frage stellt. Und Hindemiths "Mathis der Maler", zu der der vielseitig kunstinteressierte Komponist selbst das Libretto schrieb, ist für ihn eine der herausforderndsten und spannendsten Opern zu diesem Thema. Angesiedelt ist sie in der Zeit der Bauernkriege im 16. Jahrhundert und es geht um den Grundkonflikt aller Künstler: Verweigerung oder Anpassung, Entfaltung oder Auftragsarbeit? 

Jens-Daniel Herzog über Hindemiths Oper  

"Im ersten Bild kommt der Bauernführer, man kann auch sagen ein Mensch, der in den Untergrund gegangen ist, und verhöhnt den Künstler, indem er sagt: 'Was man malt noch, das gibt es noch'", erklärt Herzog im BR-Interview. "Und das stürzt Mathis in eine tiefe Lebenskriese, dass er glaubt, dass all sein Tun und Wirken zu nichts gut ist und er sich deshalb in die politischen Verwicklungen, indem er sich mit allen überwirft, in dem er vieles voll für die Bauern kämpft. Und das ist ein Thema, das begleitet uns ja vor allem seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts, aber auch immer wieder: was machen wir mit dem Klimaschutz, was machen wir für die Migration, was machen wir für die Entrechteten und die Elenden in dieser Gesellschaft? Reicht da unsere Kunst, die wir da tun? Und insofern spielt es natürlich mit den dringlichen Fragen von heute und wir spielen es, wie immer so schön gesagt, zeitlos heute."

In Jens-Daniel Herzogs Inszenierung beginnt die Oper in einem riesigen Kunstatelier, in dem die unterschiedlichen Welten dieses Stationendramas hereinspielen. Hier dringen alle Gestalten ein, die Mathis bedrängen und mit denen er in Konflikte geraten wird. Die Kunst ist nicht von Politik und Gesellschaft zu trennen. Und so kommt es in diesem Raum auch zu Kriegsschlachten, Bücherverbrennungen, Parlamentsdebatten und apokalyptische Visionen.

Roland Böer dirigiert "Mathis" zum ersten Mal in der Opernfassung

Nürnbergs neuer Generalmusikdirektor Roland Böer ist mit Hindemiths symphonischer "Mathis der Maler"-Fassung schon mehrere Jahre vertraut. Mit der gleichnamigen Oper hat er sich jetzt erstmal intensiv für diese Neuinszenierung befasst. Die dreistündige Originalversion wurde, Hindemiths eigenen Vorschlägen folgend, auf zwei Stunden verkürzt. Für Roland Böer ist dieses Werk eine komplexe Fundgrube. 

"Was mich hier an Mathis der Maler besonders fasziniert". so Böer, "ist eben, dass eigentlich stillschweigend die Musik selbst zum Thema gemacht wird. Indem Hindemith alte Formen, Choralmelodien, Liedhaftes miteinbezieht und zu einem wunderbaren Gewebe verdichtet, in dem wir impressionistische Anklänge haben. Frühbarock, barocke Anklänge. Dann aber auch große expressionistische Ausbrüche, wenn’s dann um kriegerische Handlungen geht. Und immer wieder die zarten Momente, die mich faszinieren. Das heißt, er geht ganz bewusst mit Dur und Moll um. Das was wir als konsonant empfinden, ist für ihn von besonderer Bedeutung und das, was dissonant ist, das ist tatsächlich nur eine Schärfung und Hinführung auf letztlich, die Ruhe, auch die Seelenruhe, die ausgedrückt wird in den großen Szenen von Mathis."

Samuel Hasselhorn gibt sein Rollendebüt als Mathis

Mit der Seelenruhe der Titelpartie ist es allerdings so eine Sache. Sängerisch bedeutet das nämlich Schwerstarbeit, wie Samuel Hasselhorn weiß, der als Mathis wie die meisten in dieser Produktion sein Rollendebüt gibt: "Also ich will gar nicht den Anspruch stellen, dass jeder Sänger immer hundert Prozent zu hören sein muss, weil das manchmal einfach nicht geht, wenn das Orchester das tut, was in der Partitur steht. Wenn man aber doch auch viel schaut, und das hab ich auch getan, um auch zu sagen, ob ich diese Rolle mir zutraue, ist das dann doch recht viel piano, mezzopiano steht und gar nicht so viele Ausbrüche sind. Je dicker das Orchester dann aber spielt, wird es schwierig. Mit Roland Böer macht das Spaß, daran zu arbeiten, weil er’s dann doch möglich macht, dass auch eine lyrische Stimme eine Heldenbaritonpartie singen kann.

Sendung: "Allegro" am 29. September ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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