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Bayreuther Festspiele

24. Juli - 28. August 2023

Kritik - Siegfried bei den Bayreuther Festspielen Punktsieg für Dirigat und Gesang

Was so ein Pausentag doch alles ausmachen kann: Nach dem etwas eintönigen Rheingold und der durchwachsenen Walküre gelingt Marek Janowski im dritten Teil - dem "Siegfried" - eine rundum stimmige, stellenweise packende Lesart. Die sehr hohen Tempi behält er zwar bei, aber er setzt sie sicherer ein, bündelt die Kräfte und gibt sie mit breiter Klangfarbenpalette auf die Bühne weiter. In den besten Momenten gelingt tolles Musiktheater wie Mimes Halluzination in Todesangst.

Szenenbilder Siegfried, Bayreuther Festspiele 2016 | Bildquelle: Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath

Bildquelle: Bayreuther Festspiele/Enrico Nawrath

Kritik

Siegfried bei den Bayreuther Festspielen

Was so ein Pausentag doch alles ausmachen kann: Nach dem etwas eintönigen Rheingold und der durchwachsenen Walküre gelingt Marek Janowski im dritten Teil - dem "Siegfried" - eine rundum stimmige, stellenweise packende Lesart. Die sehr hohen Tempi behält er zwar bei, aber er setzt sie sicherer ein, bündelt die Kräfte und gibt sie mit breiter Klangfarbenpalette auf die Bühne weiter. In den besten Momenten gelingt tolles Musiktheater wie Mimes Halluzination in Todesangst.

Janowskis sängerfreundliches Dirigat

Da flirrt und wabert es aus dem Graben, mal wird gemurmelt, mal gefaucht, und fein zwischen den Instrumentengruppen aufgefächert. Insgesamt liefert Janowski ein sehr sängerfreundliches Dirigat, auf den dicken Pinsel verzichtet er fast gänzlich - nur in Momenten inniger Zweisamkeit wünscht man sich nach wie vor mehr Innehalten, Mitatmen, sensibles Anpassen. Die Szene zwischen Wotan und Erda oder die langsame Steigerung zum Finale mit Siegfried und Brünnhilde leiden drunter.

Auch John Lundgren ist gestärkt aus dem Ruhetag zurückgekehrt, sein Wotan hat an Dominanz und Klarheit gewonnen, großartig auch die schauspielerische Leistung, die man dank Videoprojektion genau verfolgen kann. Famos ist auch Nadine Weissmann als Erda mit glutvoll-mächtigem Mezzo und Catherine Foster als trompetenhafte, höhensichere Brünnhilde. Da hat es Stefan Vinke am Ende nicht leicht neben ihr, aber er gibt wie schon im letzten Jahr einen bärenstarken Siegfried mit großen Kraftreserven, die er sich klug einteilt.

Unsäglicher Krokodil-Klamauk

Und die Regie? Den Running Gag mit den Krokodilen hat Frank Castorf als seine ganz persönliche Werkstatt Bayreuth heuer natürlich auch wieder bemüht: Nach zwei im Premierenjahr sind es jetzt schon fünf, die das Liebespaar am Ende klamaukig zu stören versuchen, was dem Publikum so gar nicht gepasst hat. Also klarer Punktsieg für Dirigat und Gesang. Das lässt für ein großes Finale hoffen!

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