BR-KLASSIK

Inhalt

Esperanza Spaldings CD-Projekt "Exposure" 77 Stunden Kreativität

Die US-amerikanische Jazzmusikerin Esperanza Spalding hat mit 32 Jahren erreicht, wovon andere Musiker ihr Leben lang nur träumen. An ihrem Instrument Kontrabass zählt sie zur Weltspitze, als Komponistin hat sie eine eigene, unverwechselbare Handschrift gefunden. Mit ihrem Projekt "Exposure" sorgt sie für Wirbel in der Jazzszene und legt sich sogar mit ihrem Plattenlabel an. In einer 77-stündige Studiosession sollen die komplette Musik und die Aufnahmen für ihr neues Album entstehen. Das Ganze wird live im Internet übertragen - zu sehen seit 12. September, 09.00 Uhr auf Facebook Live.

Nominiert für "Bass International" 2017: Esperanza Spalding | Bildquelle: Esperanza Spalding, © Holly Andres

Bildquelle: Esperanza Spalding, © Holly Andres

Schon früh begann Esperanza Spalding Violine zu spielen. Mit nur 15 Jahren wurde sie Konzertmeisterin der Chamber Music Society of Oregon und schrieb bereits eigene Kompositionen, bevor sie in der High School den Kontrabass für sich entdeckte. Nach ihrem Studium am Berklee College of Music wurde sie mit 20 Jahren die jüngste Dozentin, die das Musikcollege je hatte. Sie spielte schon im Weißen Haus und unterrichtet seit Juli 2017 an der Harvard University.

Über drei Tage nonstop im Studio

Fünf CDs hat sie als Bandleaderin bereits veröffentlicht; ihr nächstes Album "Exposure" jedoch wird unter besonderen Bedingungen entstehen: Die Musikerin hat angekündigt, dass sie mit ein paar Musikern ohne vorbereitete Songs 77 Stunden durchgehend in einem Studio verbringen wird und während dieser Zeit das gesamte Album aufgenommen werden soll. Ihr Ziel ist es, zehn Lieder fertigzustellen, davon die meisten mit Gesang. Das Projekt ist für den 12. September angesetzt: Damit Fans und Interessenten mitverfolgen können, wie das Ganze abläuft, gibt es seit 09.00 Uhr eine Live-Übertragung auf der Facebook-Seite von Esperanza Spalding.

Weg vom gewinnorientiertem Denken

Es stellt sich natürlich die Frage, wie Spalding auf die Idee zu solch einem ungewöhnlichen Projekt gekommen ist. Als Grund dafür nennt sie den Druck ihres Labels Concord Music Group: Man dränge sie dort, bestimmte Songs auf ihrem Album zu ändern oder Gastmusiker einzuladen, die sich gut verkaufen und durch die sie, nach Ansicht des Labels, neue Zuhörer gewinnen könne. Genau dieser Art von gewinnorientiertem Denken will Esperanza Spalding entfliehen. Trotz unterschiedlicher Auffassungen: Esperanza Spaldings Label hat sich letzlich hinter die Künstlerin gestellt und möchte das Projekt finanzieren.

CDs mit Original-Notenblatt

Auf ihrer Website beschreibt Spalding die große Herausforderung des Projekts: "In einer so begrenzten Zeit zu komponieren und aufzuzeichnen wird uns zwingen, uns auf Improvisation und ersten Instinkt zu verlassen." Das Album wird übrigens nicht, wie heutzutage üblich, digital erscheinen. Es werden genau 7.777 CDs produziert, und in jeder einzelnen wird ein original Notenblatt zu finden sein, dass Esperanza Spalding in den 77 Stunden verwendet haben wird. Die CD ist für die Hörer gedacht, die ihre bisherige Reise als Musikerin mitverfolgt haben und die über Livestream die 77 Stunden im Studio dabei waren. Man darf gespannt sein, ob das Ergebnis dieses Experiments den hohen Ansprüchen standhält und ob sie mit dieser Aktion einmal mehr als Trendsetterin im Jazzbereich in Erscheinung tritt.

    AV-Player