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Sopranistin María Konráðsdóttir In Berlin gibt es alles, was man sich nur wünscht

Ihre Musiklaufbahn begann María Konráðsdóttir als Klarinettistin in einem Blasorchester, erst mit neunzehn Jahren, nachdem sie ihr Diplom im Fach Klarinette gemacht hatte, entschloss sie sich, Gesang zu studieren. Ihre Ausbildung in Reykjavik ergänzte sie später in Berlin, wo sie heute auch lebt.

Die Sopranistin Maria Konradsdottir | Bildquelle: Jon Gudmundsson

Bildquelle: Jon Gudmundsson

BR-KLASSIK: Wie kamen Sie zur Musik? Und wie verlief Ihre Musikausbildung?

María Konráðsdóttir: Mit neun Jahren habe ich meinen ersten Klarinettenunterricht bekommen. Mein Vater hatte in seiner Kindheit im gleichen Blasorchester Posaune gespielt, und so habe ich mich sehr gefreut, dort anzufangen. Später erhielt ich Unterricht in der Reykjavik Musikschule, mit neunzehn habe ich mein Diplom gemacht. Erst dann entschloss ich mich, Gesang zu studieren. Nach zwei Jahren Gesangsunterricht bei Dr. Þórunn Guðmundsdóttir siedelte ich nach Berlin über, begann mein Studium an der Hochschule der Künste und schloss 2015 mein Bachelor-Studium ab. Derzeit absolviere ich einen Master im Fach Lied/Oratorium/Konzert bei Prof. Carola Höhn und dem Liedpianisten Prof. Erich Schneider und bei Hendrik Heilmann.

BR-KLASSIK: Welche Bedeutung und Präsenz hat Musik in ihrem Heimatland?

María Konráðsdóttir: Musik ist in Island sehr präsent. Es gibt unheimlich viele Menschen, die in einem Chor singen, Chöre für Erwachsene und Kinderchöre an fast jeder Grundschule. Sogar im Fernsehen laufen Chorwettbewerbe in Island! Die Musik bringt die Leute hier zusammen.

BR-KLASSIK: Wie sieht eine klassische Musikausbildung in Island aus? Welche Ausbildungszentren gibt es, welche Förderung des Musiknachwuchses?

María Konráðsdóttir: Es gibt viele Kinder, die so anfangen wie ich: in einem Blasorchester. Da bekommt jeder meistens 45-60 Minuten Einzelunterricht und hat dann zweimal in der Woche Blasorchesterprobe. Ich persönlich finde es sehr schön und auch wichtig, dass die Kinder von Anfang an lernen, miteinander zu musizieren. Dann gibt es natürlich viele Musikschulen mit Unterricht für Klavier und Streichinstrumente. Wenn die Kinder nach der Grundschule weiter Musikunterricht bekommen wollen, besuchen sie Musikschulen für fortgeschrittene Schüler. Dort können sie mit einem Diplom abschließen, das eine gute Vorbereitung für ein Musikstudium ist. Seit 2001 kann man an der Isländischen Universität der Künste auch Musik studieren.

BR-KLASSIK: Warum gibt es gerade in Berlin eine erstaunlich große Community von Musikern aus Island? Was macht Deutschland so attraktiv für Sie?

María Konráðsdóttir: Obwohl Island ein großes Angebot an unterschiedlichster Musik hat, ist es in Bezug auf Ausbildung und Konzerte nicht zu vergleichen mit so einer großen Stadt wie Berlin. Hier gibt es alles, was man sich nur wünscht. Außerdem ist Berlin im Vergleich mit Island viel günstiger, was die Stadt auf jeden Fall attraktiver für junge Studenten macht. Als ich mich entschied, nach Berlin zu gehen, hatte ich die Stadt zuvor noch nie gesehen! Aber ich hatte Bekannte aus Island, die in Berlin sehr zufrieden waren und meinten, es gäbe hier gute Gesangsprofessoren. Ich wollte auch mein Deutsch verbessern - nach über sieben Jahren bin ich immer noch hier!

BR-KLASSIK: Täuscht der Eindruck, oder gibt es wirklich auffallend viele isländische Sopranistinnen, die in Deutschland in festen Engagements singen?

María Konráðsdóttir: Es sind tatsächlich viele isländische Sopranistinnen in Deutschland, die jetzt oder in den vergangenen Jahren ein festes Engagement gehabt haben. Aber warum das so ist, weiß ich nicht.

Sendung: "contrapunkt - Dialog der Kulturen" am 30. November 2017, ab 20:03 Uhr auf BR-KLASSIK.

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