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Junger Münchner Jazzpreis 2021 Sie sind jung und brauchen den Jazz

Seit 2013 wird der Junge Münchner Jazzpreis verliehen und seither hat er sich zu einem Sprungbrett für junge Bands und einem Highlight im Jahreskalender für neugierige Jazzfans entwickelt. Das Finale am 12. November wurde auch per Stream übertragen.

Das Quartett der Sängerin Karoline Weidt | Bildquelle: Mikolaj Suchanek

Bildquelle: Mikolaj Suchanek

"Ich freu mich immer bei Wettbewerben auch die anderen Bands zu hören, es geht ja nicht so um Competition, sondern um die Musik", sagt Anton Mangold, Saxophonist, Bandleader und mit seinem Quintett Finalist beim Jungen Münchner Jazzpreis im Jahr 2020. Dreimal wurde der Termin des Finalkonzertes verschoben. Am 19. Juli 2021 konnte der Wettbewerb nun endlich ausgetragen werden. Und er verlief wie erwartet, was für den Jungen Münchner Jazzpreis allerdings ein Kompliment ist.

Seit 2013 richtet der Verein "mucjazz" diesen Preis aus. Eine wechselnde Fachjury wählt aus den Bewerbungen, rund 40 sind es jedes Jahr, drei Finalensembles aus. Die Besetzungen sind nicht größer als ein Sextett, nicht älter als 28 Jahre dürfen die Musiker:innen sein, und sie müssen in Deutschland wohnen, das sind die Kriterien.

Ein Sprungbrett für die Karriere

Anton Mangold im Degginger am 17.07.2020 in Regensburg | Bildquelle: Ssirus W. Pakzad Bildquelle: Ssirus W. Pakzad Bei diesem Wettbewerb konnte in den letzten Jahren so manche Entdeckung gemacht werden, die heute schon auf den großen Bühnen zu erleben ist: Für Pianistin Johanna Summer war der erste Preis 2018 so etwas wie die Initialzündung ihrer Karriere. Beim Finalkonzert war ein Mitarbeiter der Plattenfirma ACT zu Gast und rund ein Jahr später erschien das Solo-Debut-Album von Johanna Summer bei diesem Label.


Aber auch andere Bands konnten in den letzten Jahren beim Jungen Münchner Jazzpreis überzeugen, das sensationelle Leipziger Trio "Plot" um den vielleicht vielversprechendsten jungen Kontrabassisten der Deutschen Szene, Robert Lucaciu. Oder das Quartett "Trio.Diktion" ebenfalls aus Leipzig, oder das "Lintett", ein Sextett von Baritonsaxophonistin Kira Linn, oder LBT, das Leo Betzl Trio, eine der angesagten Techno-Jazz-Bands zurzeit oder, oder, oder.

Die Finalisten 2021

2021 werden wieder drei Ensembles das Finale bestreiten, die schon auf einem vielversprechenden Weg sind: das Karoline Weidt Quartett, das Lukas Langguth Trio und das Luca Zambito Quartett.

Das Trio des Pianisten Lukas Langguth | Bildquelle: Manuel Krause Lukas Langguth Trio | Bildquelle: Manuel Krause Lukas Langguth ist ein Pianist aus Augsburg, der in den letzten Jahren schon bei zahlreichen Wettbewerben überzeugen konnte, etwa beim Bruno-Rother-Wettbewerb in Nürnberg, beim Kemptener Jazzfrühling oder beim Sparda-Jazz-Award in Düsseldorf. Mit seinem Trio spielt Langgutheine Musik, die klar vom modernen Piano-Jazz beeinflusst ist, wie etwa die US-amerikanischen Jazzpianisten Brad Mehldau oder Aaron Goldberg ihn spielen. Trickreiche Brüche, satte Harmonien und ein klares Bekenntnis zur Melodie, all das gibt es beim Lukas Langguth Trio.

Sängerin Karoline Weidt aus Dresden schwebt mit ihrer Musik schwerelos swingend zwischen Jazz und Pop. Ihre Themen sind keinesfalls glatt, sie haken sich genau wegen der ungewöhnlichen Melodieführung im Ohr fest. Mit ihrem Quartett versteht sie es auch, aus zart-eingängigen Linien einen sperrig-modernen Jazzwirbelsturm zu entwickeln. Vielseitig, unerwartet und sehr feingearbeitet sind die Kompositionen.

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Karoline Weidt Quartett - The Dream (Official Video) | Bildquelle: karolineweidt (via YouTube)

Karoline Weidt Quartett - The Dream (Official Video)

Das Quartett des Pianisten Luca Zambito | Bildquelle: Christin Büttner Luca Zambito Quartett | Bildquelle: Christin Büttner Ganz klassisch besetzt ist das Quartett des Pianisten Luca Zambito aus dem Münchner Umland: Klavier, Kontrabass, Schlagzeug und Tenorsaxophon. Gemeinsam erzeugen sie auch einen im Jazz typischen Sound, trotzdem machen die spannungsreichen, in auch mal großen Bögen angelegten Kompositionen dieses Quartett zu etwas ganz Besonderem, vor allem auch durch die sehr persönliche Spielweise der vier jungen Ausnahmemusiker. Saxophonist Moritz Stahl gehört jetzt schon zu den gefragten Münchner Solisten und seine Bandbreite ist immens: von Technojazz mit der Jazzrausch Bigband über knisternde Electro-Kammermusik mit Sängerin Fino Grond bis hin zu rockigem Clubjazz mit seinem Quintett „Ark Noir“. Darüber hinaus kann er aber auch in akustisch-klassischem Jazzkontext überzeugen, wie im Zusammenspiel mit Luca Zambito in dessen Quartett.

Erleben von herausragendem Jazz

Es wird also, wie eigentlich immer beim Finale des Jungen Münchner Jazzpreises, ein spannender, entdeckungsreicher Abend werden mit großartiger Stimmung. Natürlich geht es auch um die insgesamt 6500 Euro Preisgeld. Die sind allerdings bewusst eng gestaffelt: 2500 Euro für den ersten Preis, 2000 Euro für den zweiten und 1500 Euro für den dritten Preis, sowie 500 Euro als Solistenpreis.

Eigentlich ist die „Competition“ aber eher Nebensache, Hauptsache für Publikum und Bands ist das gemeinsame Erleben von herausragendem jungem Jazz, mit Musiker:innen, die in ein paar Jahren vielleicht schon zur internationalen Jazzspitze gehören.

Das Finale vom 12. November 2021 im Jazzclub Unterfahrt ist als Videostream hier abrufbar.

Sendung: "Jazztoday" am 15. November 2021 ab 23.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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