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Peirani / Parisien / Schaerer Trio live in München Faszinierende Jongleure der Klänge

Sie sind herausragende Jazzmusiker der aktuellen Szene in Europa. Ihre Töne stehen für das, was in der jeweiligen Domäne neu und aufregend ist. Der erste hob das Akkordeon aus der Komfortzone französischer Melancholie, der zweite ließ auf dem Sopransaxophon Töne von nie gekannter Schönheit vernehmen, und der dritte setzte ganz neue Maßstäbe für das, was eine Gesangsstimme alles anstellen kann. Ergebnis: Dreimal Un-Erhörtes. Jetzt kann man das alles in einem einzigen Paket haben – mit einem Trio, das zurzeit auf Tournee ist und am 26. April in der Münchner Unterfahrt zu erleben ist.

Émile Parisien (links) und Vincent Peirani bei einem Konzert beim Elbjazz Festival 2017 | Bildquelle: Jazz Archiv

Bildquelle: Jazz Archiv

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Wenn der Akkordeonist Vincent Peirani spielt, lässt das keine Sekunde kalt. Er lässt sein Instrument Töne von sich geben, dass man fast glaubt, es spreche zu einem. Und wenn sich dann noch der Saxophonist Émile Parisien dazugesellt, dann hat man schon zwei, die Töne so lebendig formen können wie nur die wenigsten.

Innige Klänge ohne Klischee

Dieses französische Gespann ist eines, das im Jazz seit ein paar Jahren europaweit Furore macht. Der 1980 in Nizza geborene Vincent Peirani, ein schlanker, durchtrainierter Hüne von über zwei Metern, der am liebsten barfuß auftritt, ist der Akkordeonist der Stunde. Kaum jemand entlockt diesem altmodischen Instrument französischer Musette-Walzerseligkeit so innige Klänge, die so gar nicht zum Klischee passen. Zum Beispiel bannende, langsame Töne, die auf einen Klassiker der Rockband Led Zeppelin hinführen. Das ist Musik, die für Peirani existentiell ist – neben Jazz von Pianist Bill Evans, den er während einer Krebserkrankung mit 18 entdeckte. Nicht von ungefähr heißt sein eigenes Ensemble "Living being", das schon vom Titel her das Leben und das Sein feiert.

Saxophonist als Schlangenbeschwörer

Der Saxophonist Émile Parisien wurde 1982 ebenfalls in Südfrankreich geboren, in dem Ort Cahors knapp hundert Kilometer nördlich von Toulouse. Kaum einer hat einen so weichen Ton auf dem Sopransaxophon, dem bevorzugten Instrument von Émile Parisien. Wenn er spielt, streckt er dieses im Unterschied zu anderen Saxophonen nicht gebogene, sondern gerade Instrument nach vorne und wiegt sich dabei hin und her wie ein Schlangenbeschwörer. Es sieht fast aus, als wolle er das Publikum zu sich hin saugen – und jedes Mal fesselt er es.

Melodien lernen fliegen

Andreas Schaerer "The Big Wig" | Bildquelle: Reto Andreoli Andreas Schaerer | Bildquelle: Reto Andreoli Und dann kommt noch einer wie er hinzu: der Schweizer Stimmkünstler Andreas Schaerer. Was dieser Musiker allein mit den Mundwerkzeugen an Klängen zuwege bringt: unvorstellbar! Dieser Vokalist und Komponist, der 1976 in der Schweiz geboren wurde, hat mit einer Band namens "Hildegard lernt fliegen" Furore gemacht. Und fliegen lernt eigentlich jede Melodie, die dieser Musiker singt, und jeder Rhythmus, den er mit zischenden Silben formt.

Auf den Flügeln des Gesangs

Drei Ausnahmekünstler ihrer Generation. Drei faszinierende Jongleure der Klänge. Und drei Musiker, die im wirbelnden Zirkus-Spiel der Töne auch immer einen ernsten Untergrund haben. Passen sie zusammen? Das wird die große Überraschung sein. Aber eines kommt ihnen schon mal entgegen: Er schätze es sehr, wenn sich Stücke, die er schreibt, auch singen lassen, sagt Vincent Peirani. Selbst wenn sie kompliziert seien: Sie kämen von der Stimme, vom Gesang. Es seien Lieder. Einer wie Andreas Schaerer wird sie auf jeden Fall singen können, so komplex sie auch sein mögen. Und Émile Parisien, der Saxophonist? Er "singt" sowieso jeden einzelnen Ton auf seinem Instrument. Drei auf den Flügeln des Gesangs – mit Tönen, die abzuheben versprechen.

Sendung: "Leporello" am 25. April 2019 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Infos zum Konzert

Peirani / Parisien / Schaerer Trio
Freitag, 26. April 2019, 21:00 Uhr
München, Unterfahrt

Infos zum Vorverkauf erhalten Sie auf der Homepage des Clubs.

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