BR-KLASSIK

Das Leipziger Jazzquartett "Trio.Diktion" begeisterte bei einem Video-Livestreamkonzert in der Münchner Seidlvilla am 14. Juli 2020. Der zweite, nur für den Hörfunk aufgezeichnete Konzertteil ist in der Jazztime am 11. September 2020 zu erleben.

Bildquelle: BR

Jazz+

Trio.Diktion

Es gibt diese besonderen Momente in der Musik, die man nie vergisst: Alles scheint zu passen, die Musik fließt leicht, frei und scheinbar schwerelos dahin. Im "Flow", so wird dieser Zustand in Jazzkreisen bezeichnet, und im "Flow“ war die Band "Trio.Diktion" aus Leipzig am 14. Juli 2020 bei ihrem Konzert in der Seidlvilla in München.

Stuck und schräge Töne

Seit 1994 gibt es jeden zweiten Dienstag im Monat ein Jazzkonzert in der Seidlvilla. Der Münchner Schlagzeuger Martin Kolb holt in der Reihe "Jazz+" spannenden und kantig-aktuellen Jazz in den Kammermusiksaal der Villa. Der holzvertäfelte Raum mit großer Fensterfront und Stuckdecke bietet eine einzigartige Konzertatmosphäre. Man ist ganz nah dran an der Musik und kann auch in die freiesten Klänge und sperrigsten Sounds herrlich eintauchen.

Eine Oase im hektischen Schwabing: Die Seidlvilla am Nikolaiplatz in München | Bildquelle: Martin Kolb Die Jugendstilvilla in Schwabing, zwischen der Leopoldstraße und dem Englischen Garten gelegen, wurde vom berühmten Münchner Architekten Emanuel von Seidl erbaut und im Jahr 1906 fertiggestellt. Franziska Lautenbacher, Witwe eines der Inhaber der Spatenbrauerei, wohnte bis in die 30er Jahre hinein in der Seidlvilla. Danach wechselten die Besitzer öfter und die Zukunft des Gebäudes und des dazugehörigen Parks war nicht klar. Anfang der 70er Jahre gab es sogar Abriss-Gerüchte, die Schwabinger Villa sollte einem Hotel-, Büro-, und Kaufhaus-Komplex weichen. Das ließen sich die Bürgerinnen und Bürger nicht gefallen. Sie protestierten dagegen, fast zwei Jahrzehnte lang, und hatten schließlich Erfolg.

Die Stadt kaufte das Anwesen und 1991 eröffnete die renovierte Seidlvilla als Bürgerhaus mit einem bunten Programm.

Volles Haus, auch ohne Publikum

Natürlich musste auch die Konzertreihe "Jazz+" 2020 Corona-bedingt pausieren. Das Konzert im April fiehl aus und das für Mai geplante, zweitägige Festival wurde auf 2021 verschoben. Im Juni gab es dann wieder ein Konzert der Reihe, allerdings mit sehr kleinem Publikum und zusätzlich als Video-Livestream auf Facebook. Für 14. Juli war auch ein Konzert geplant, die vorgesehen Band musste aber kurzfristig absagen und in großer Eile wurde ein Ersatz gesucht.
Zum Glück hatten alle Mitglieder von "Trio.Diktion" Zeit und so konnte dieses Quartett am 14. Juli nach München reisen. Warum sich das Quartett "Trio.Diktion" nennt, löst Pianist Philip Frischkorn in der Jazztime-Sendung und im Videoteam auf.
Publikum war an diesem Tag keines zugelassen, es wäre schlicht kein Platz gewesen: Scheinwerfer, Kameras, Monitore, Mikrophone, Stative, Kabel, all das füllte den Zenzl-Mühsam-Saal komplett.

1/10

Mikros, Kameras, Scheinwerfer: Volles Haus in der Seidlvilla

Bildquelle: Martin Kolb

2/10

Bildquelle: Martin Kolb

3/10

Bildquelle: Martin Kolb

4/10

Bildquelle: Martin Kolb

5/10

Bildquelle: Martin Kolb

6/10

Bildquelle: Martin Kolb

7/10

Bildquelle: Martin Kolb

8/10

Bildquelle: Martin Kolb

9/10

Bildquelle: Martin Kolb

10/10

Bildquelle: Martin Kolb

Posaunistin Antonia Hausmann, Altsaxophonist Matti Oehl, Pianist Philip Frischkorn und Kontrabassist Jakob Petzl spielten ein rund einstündiges Konzert das auf br-klassik/concert übertragen wurde und jetzt noch abrufbar ist. Eine herrlich zarte, aber auch kraftvoll-kantige Jazz-Kammermusik mit ausdrucksstarken Melodien, fein verwobenen Instrumentalstimmen, schwebenden Harmonien und packenden Soli konnte man da erleben.

Magische Musikmomente

Danach wurde zügig abgebaut, die Beleuchtung und Kameras wurden aus dem Raum geschafft und die Musikerin und die drei Musiker kamen wieder zusammen und spielten in einer euphorisch gelösten Stimmung eine zweite Konzerthälfte. Lustvoll, locker und entspannt-kreative wirkte die Band da, das hört man der Musik an.
Ein Highlight, das komplett in der Jazztime am 11. September 2020 ab 23.05 Uhr zu erleben ist und danach eine Woche lang nachgehört werden kann.