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Im Sommer 1660 heiratete Ludwig XIV die spanische Infantin – eine wochenlange Hochzeitsfeier mit unvorstellbarer Prachtentfaltung. Einen Cocktail mit Musik zu diesem europäischen Großereignis mixt jetzt eine neue Aufnahme.

Schön war sie nicht gerade, wenn man dem Bild Glauben schenkt, das Diego Velasquez von Maria Teresia, der Infantin von Spanien, gemalt hat: Eine Kindsbraut in einem erdbebenfesten Gebäude von Kleid, dazu eine Pracht-Frisur für die Ewigkeit über dem scheuen Puppengesicht. Stattdessen aber war die Prinzessin etwas anderes: Ein kapitaler Riesenfisch im Heiratsteich der europäischen Großmächte.

Großereignis von internationaler Bedeutung

Als Maria Teresia am 9. Juni 1660 den 21-jährigen französischen König Ludwig XIV, den "Sonnenkönig", ehelichte, war das mehr als eine royale Hochzeit. Es war ein Großereignis von internationaler Bedeutung. Dieser schlaue Schachzug im Heiratspoker der Weltmächte beendete den Konflikt zwischen Frankreich und Spanien. Maria Teresias Vater, der spanische König Philipp IV, ein Habsburger, hatte seine Tochter regelrecht an den Bourbonenhof verschachert. Der Zweck heiligt die Mittel.

Ein Jahr lang dauerte der unvorstellbar prunkvolle Brautzug, nach der pompösen Trauung folgten viele Tage mit unzähligen Zeremonien und Festlichkeiten: Gottesdienste, Bälle, Opernaufführungen und dergleichen Lustbarkeiten mehr. Die Crème de la crème der damaligen Szene steuerte Musik dazu bei. Einen kleinen Cocktail daraus mixt eine faszinierende neue Aufnahme des Ensembles Le Poème Harmonique unter der Leitung von Vincent Dumestre.

Potpourri monarchischer Festmusik

Wie immer bei Einspielungen mit Vincent Dumestre wird äußerst fantasievoll und stilistisch ohne Fehl und Tadel musiziert. Schön an diesem Potpourri monarchischer Festmusik ist der gekonnte Mix aus zeremoniellem Prunk und leichter Muse - oder was man im strengstens geregelten Hofzeremoniell eben darunter verstand.

Vincent Dumestre und Le Poème Harmonique lassen uns gedanklich niederknien zum Schall höfischer Fanfaren oder im Weihrauchdunst der stundenlangen kirchlichen Trauung. Danach aber fährt der pfiffige Schwung zündender Tanzmusik in die Beine.

Schön, bei einer Jahrhundert-Hochzeit zumindest akustisch mitfeiern zu dürfen, noch dazu bei so exquisiter und perfekt präsentierter Musik. Bleibt nur offen, wie sich Maria Teresia, die ungefragte Braut, bei all dem gefühlt hat. Die Sonne zu heiraten muss nicht immer das pure Vergnügen sein.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 7. August 2022, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK