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Kostprobe | 25.02.2024 Ensemble Danguy spielt französische Barockmusik

Drehleier und Musette waren in der Barockzeit die Favoriten des französischen Adels. Auch spieltechnisch haben sie eine Gemeinsamkeit, die Tobie Miller und François Lazarevitch auf ihrem neuem Album ausloten.

CD: Le berger innocent | Bildquelle: Ricercar

Bildquelle: Ricercar

Welche Gemeinsamkeit haben Drehleier und Dudelsack? Beide arbeiten mit sogenannten Bordun-Tönen. Das sind lang gehaltene Töne, über die eine Melodie gespielt wird. Die Drehleier-Spielerin Tobie Miller hat sich für ihr neues Album Verstärkung aus dieser Bordun-Ton-Fraktion geholt. François Lazarevitch, bekannt als Kopf der Musiciens de Saint-Julien, unterstützt Tobie Miller und ihr Ensemble Danguy. Allerdings nicht mit dem Dudelsack, sondern mit der schicken französischen Version davon. Die heißt Musette und war in der Barockzeit beim Pariser Adel sehr beliebt. Genau wie die Drehleier. Auf dem neuen Album machen sie nun also gemeinsame Sache.

Im Bordun-Flow

Dritte im Bunde ist die Sopranistin Monika Mauch, mit der das Ensemble Danguy schon öfter zusammengearbeitet hat. Ihr warmer, leichtfüßiger Sopran bereichert auch die aktuelle Einspielung und mischt sich bestens zu der besonderen Klangfarbe, für die Musette und Drehleier sorgen. Zugegeben, die Sache mit den Haltetönen erweckt ja durchaus den Verdacht der Eintönigkeit. Aber Fehlanzeige, im Gegenteil: wer sich auf den Bordun-Flow einlässt, der vermisst die Haltetöne schon fast, sobald sie dann einmal fehlen. Für Abwechslung und zusätzliche Farbe sorgt außerdem das Schnarrregister der Drehleier. Dass die sich überaus virtuos spielen lässt, beweist Tobie Miller wieder einmal eindrucksvoll.

Arkadische Schäferstündchen

Le Berger Innocent heißt das Album – der unschuldige Schäfer. Er war häufiger Protagonist in den Hirtenspielen, die in der Barockzeit derart en vogue waren, dass die Damen und Herren der feinen Gesellschaft sich sogar auf das Erlernen von Instrumenten wie eben Musette und Drehleier verlegten. Allzu unschuldig dürften die arkadischen Schäferstündchen wohl nicht abgelaufen sein, die die Textdichter und Komponisten für den französischen Adel ersonnen haben. Aber das wissen die galant formulierten Texte bestens zu verschleiern. Honni soit qui mal y pense – ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Le berger innocent

Ensemble Danguy, Leitung: Tobie Miller
Label: Ricercar

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 25. Februar 2024, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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