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Kostprobe | 24.04.2022 Georg Muffats Armonico Tributo mit dem Concerto Copenhagen

Georg Muffats Armonico Tributo ist eines der farbenreichsten und stilistisch vielfältigsten Werke der Barockmusik. Das Concerto Copenhagen spielt die fünf Sonaten teils als Concerto grosso, teils als Triosonate. Eine hochgelungene Einspielung eines beeindruckenden Werkes.

CD-Cover: Georg Muffat - Armonico Tributo | Bildquelle: © Berlin Classics

Bildquelle: © Berlin Classics

Unter den Barockmeistern vor Bach ist Georg Muffat sicherlich der vielseitigste und farbenreichste. Doch anders als etwa sein Salzburger Kollege Heinrich Ignaz Franz Biber gehört der deutsch-französische Kosmopolit noch immer zu den Geheimtipps in der Alten Musik. Dass Georg Muffat nicht nur etwas für Kenner ist, sondern für ein breites Publikum, das will jetzt der dänische Cembalist Lars Ulrik Mortensen mit seinem Concerto Copenhagen beweisen. Er hat sich für Muffats fünf Orchestersonaten mit dem Titel Armonico Tributo entschieden.

Musikalische Huldigung

Diese "musikalische Huldigung", wie der Titel der Sammlung auf Deutsch lautet, erschien 1682 in Salzburg, als die Stadt ihren 1.100 Geburtstag feierte. Sie ist auch eine Huldigung an Muffats Arbeitgeber, den Salzburger Erzbischof Max Gandolf von Kuenburg. Denn der hatte seinen Hoforganisten auf eine lange Bildungsreise nach Rom geschickt, wo Muffat bei Bernardo Pasquini und Arcangelo Corelli studierte. Besonders Corelli, der Miterfinder der Kammersonate und des Concerto grosso, inspirierte ihn zur Komposition der fünf Sonaten, die laut Muffats Vorwort als Concerti grossi, aber auch als Triosonaten aufgeführt werden können.

Lars Ulrik Mortensen hat sich dafür entschieden, beide Varianten zu realisieren. Drei Sonaten werden als Concerti grossi aufgeführt, die 3. und 4. Sonate dagegen als Triosonaten, um ihnen die "Wuchtigkeit" zu nehmen und die "transparenten Farben" besser zeigen zu können. Eine etwas willkürliche Argumentation Mortensens. Denn farbig sind alle fünf Stücke des weit in Europa herumgekommene Georg Muffat. Er vereinte in seinem Werk die drei bekannten Stile seiner Zeit. Musikalisch ausgebildet in Paris - möglicherweise war er sogar ein Schüler von Jean-Baptiste Lully, dem Hofkapellmeister des Sonnenkönigs - beherrschte Muffat den eleganten französischen Stil aus dem Effeff.

Aber auch auf den deutschen Stylus Phantasticus mit seinen starken Kontrasten, den Muffat in Prag und Salzburg kennengelernt hatte, verstand er sich. Und auch der moderne italienische Stil mit den für Corelli typischen langsamen Sätzen fand seinen Niederschlag im Armonico Tributo.

Emotionale Tiefe

Stilistisch so vielfältig und farbenreich, so voller Tempo-, Rhythmus- und Stimmungswechsel ist kaum ein anderes Instrumentalwerk des Barock. Und doch gelingt es Georg Muffat all diese unterschiedlichen Zutaten zu einem ganz persönlichen Stil zu vereinigen. Vom Concerto Copenhagen, dem führenden Barockorchester Skandinaviens, mit großem Aplomb und emotionaler Tiefe dargeboten. Diese gelungene musikalische Huldigung sollte in keiner privaten Musiksammlung fehlen.

Georg Muffat: Armonico Tributo

Georg Muffat
Concerto Copenhagen
Lars Ulrik Mortensen
Label: Berlin Classics

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 24. April 2022, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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