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500 Jahre Bauernkrieg 1525 im Medium Musik

Wüsste man’s nicht besser, würde man eine gelungene Marketing-Strategie dahinter vermuten: Dass die Bauernschaft ihre "12 Artikel" ausgerechnet zum einprägsamen Jahrhundertsviertel proklamiert hat, trifft sich bestens.

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500 Jahre Bauernkrieg

1525 im Medium Musik

Zuverlässig jedes Vierteljahrhundert wird man an das geschichtsträchtige Ereignis erinnert, das neben der Reformation wohl zu einem der ersten zählte, die auch medial abgebildet wurden. Der Erfindung des Buchdrucks, die sich übrigens nicht so einfach auf eine prägnante Jahreszahl herunterbrechen lässt, sei Dank. Auch 2025 steht das Jubiläum also wieder an und damit die Frage im Raum, welche Rolle das Medium Musik denn eigentlich für die Bauernkriege gespielt hat. Die Nachwelt hat sich immer wieder auch ihren musikalischen Reim darauf gemacht, zum Beispiel in der Oper "Mathis der Maler" von Paul Hindemith oder in Heinos Schlager-Auflage von "Wir sind des Geyers schwarzer Haufen". Die Quellenlage zur zeitgenössischen Musik im Kontext des Bauernkriegs ist allerdings dürftig, sagt der Musikwissenschaftler Franz Körndle. Diese Tatsache wird aber ebenso zuverlässig jedes Vierteljahrhundert auf's Neue geflissentlich ignoriert.

Den Leuten hätte natürlich besser gefallen, zu hören, dass die Bauern da etwas gesungen hätten. Aber das ist unwahrscheinlich. Die haben sich ja nicht musikalisch-literarisch auf so eine Situation vorbereitet, sondern sind in ihrem Zorn losgezogen.
Franz Körndle

Wer sich also vorstellt, die Archive seien voll mit selbstgedichteten Schlachtgesängen, mit denen die Bauern einst in den Kampf gezogen sind, der hat womöglich zu viele historische Romane gelesen. Trotzdem: es gibt Lieder aus der Zeit und zum Thema. Aber das sind meistens einfach Texte, die auf damals bekannte Melodien gesungen werden konnten und die von den Ereignissen berichten. Und sie dienten auch dem Zweck der Nachrichtenübermittelung, wie Franz Körndle betont. In den Chroniken dagegen, die oft parteiisch aus Sicht der Obrigkeit berichten, ist eher von jener Musik zu lesen, die wegen der Aufstände nicht mehr stattfand, die Kirchenmusik nämlich, wenn im Zuge der Aufstände Orgeln zerstört wurden. Die sogenannte Weißenhorner Historie zum Beispiel berichtet über so einen Vorfall im schwäbischen Kloster Roggenburg. Und auch in Irsee wurde die Orgel zerstört, wie eine Chronik berichtet:

Sogar die Orgel, die einst mit großem Aufwand erbaut worden war und nicht wenig Geld gekostet hatte, rissen sie mit geringer Mühe herunter, führten Pfeifen daraus an ihre schamlosen Münder und machten in unserer Gegenwart abwechselnd einen solchen Lärm und ein solches Geschrei, dass davon keiner der unseren mehr sein eigenes Wort verstehen konnte.
Aus der Chronik des Benediktinermönchs Marcus Fürter 1531/33.

Kreative Lösungen im Konzert

Angesichts der schwierigen Quellenlage findet man in den Jubiläumskonzerten kreative Lösungen: Da steht dann Musik auf den Programmzetteln, die zwar grob aus der Zeit kommt, mit der Lebenswirklichkeit der Bauern aber nur wenig zu tun hat. Auf der Allgäuer Freilichtbühne Altusried kann man im Sommer sogar ein Musical zum Thema auf der Bühne bestaunen, mit neukomponierter Musik versteht sich. Sehr stimmig wirkt Marc Lewon, der als Mischung aus Bänkelsänger und Bob Dylan auf seiner Cister schrummelnd und mit schöner Singstimme tapfer die 50 Strophen eines zeitgenössischen Tatsachenberichts vorträgt. Und letztlich gilt auch für die Musik, dass jede Zeit sich ihren ganz eigenen Reim auf die Geschichte macht.

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Sendungsthema aus Tafel-Confect am 04.05.2025, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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