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Morley auf der Playlist Renaissance-Musik im Laienchor

Wer im Chor singt, kennt sie alle: Hassler, Dowland, Morley und Co. Ist das ein neuer Hype oder war Renaissance-Musik eigentlich nie out?

Bildquelle: gemeinfrei

Tafel-Confect Update

Renaissancemusik im Laienchor

Andrea ist 16 und singt im Mittel- und Oberstufenchor am Kolleg der Schulbrüder in Illertissen. "Ich höre eigentlich alles querbeet", beschreibt sie ihren Musikgeschmack. Und einen Renaissance-Komponisten hat sie neuerdings auch auf ihrer Playlist: Thomas Morley. "Seitdem ich im Chor bin, höre ich auch öfters Chorlieder. Die gibt es ja auf Spotify auch von anderen Chören." Kennen gelernt hat sie Morley, weil sie im Schulchor grade ein Stück von ihm für das Frühjahrskonzert vorbereiten: Now is the month of maying. Chorleiterin Verena Gropper hat es ausgesucht, weil es gut zur Jahreszeit passt. "Ich kannte Morley natürlich und dachte mir, warum eigentlich nicht?" So sieht das auch Gerald Fink. Er ist Bundeschorleiter beim fränkischen Sängerbund. Renaissancemusik funktioniert gut im Chor. Es sei eine besonders menschennahe und ungekünstelte Musiksprache, die sich im Laienchor gut umsetzen lässt. Der Einfluss der protestantischen Kirchenmusik in der Folge der Reformation hat maßgeblich zur Beliebtheit des Renaissancerepertoires beigetragen, sagt Fink: "Die Disposition für vier und fünf auch gemischte Stimmen hat seither große Verbreitung erfahren". Spätestens seit dem 19. Jahrhundert, als die Alte Musik verstärkt wiederentdeckt wurde, ist die Aufführungstradition ungebrochen.

Lasso, Hassler und viel Falalala

Beim Frühjahrskonzert des Mittel- und Oberstufenchors in Illertissen steht Morley in bunter Gesellschaft, neben den Beatles zum Beispiel. Dass das Stück a capella, also ohne Klavierbegleitung, gesungen wird, ist für den 18-jährigen Tobias eine Besonderheit im Repertoire: "Das hebt das Niveau ein bisschen an. Es macht auf jeden Fall Spaß, es zu singen." Das Feedback kommt auch bei Chorleiterin Verena Gropper an:

Man sollte keine Berührungsängste haben. Man stellt sich da immer so trockenes Zeug vor. Aber oft ist das ganz fröhliche, heitere Musik.
Verena Gropper

Die größere Hürde, sei für viele Chöre die Sprachbarriere. Die Stücke von Orlando di Lasso, Thomas Morley und Co sind eben oft auf Englisch oder Italienisch. "Da habe ich mit meinem gymnasialen Schulchor einen Vorteil". Aber schließlich kann man ja zum Beispiel auch auf Hans Leo Hassler ausweichen. Tanzen und Springen von 1601 ist ein echter Chorklassiker. Und spätestens beim Falalala-Refrain spielt die Sprachbarriere eh keine Rolle mehr. Wer für das eigene Chorkonzert noch auf der Suche nach einem Renaissance-Stück ist, für den hat Verena Gropper schließlich noch einen Tipp: Come again von John Dowland: "Das ist gut machbar. Und man kann schön die unterschiedlichen Strophen gestalten."

Sendungsthema aus Tafel-Confect am 01.06.2025, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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