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Girolamo Frescobaldi Erster bedeutender Komponist von Instrumentalmusik

Frescobaldi wurde in eine Zeit geboren, in der sich die reine Instrumentalmusik etablierte, in der die Musikinstrumente nicht mehr hauptsächlich zur Begleitung des Gesangs dienten. Seine Werke prägten diese Zeit.

Girolamo Frescobaldi | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Für uns heute ist es selbstverständlich – Klassische Musik, das ist über weite Strecken: Instrumentalmusik. Das war aber nicht immer so, liegen doch die Wurzeln der europäisch-abendländischen Musikhistorie im Gregorianischen Choral. Bis zum Beginn des Barockzeitalters war Kunstmusik vor allem chorischer Gesang, erst allmählich traten Instrumente hinzu. Der erste, der zu Beginn des Barocks seinen Schwerpunkt auf rein instrumentale Kompositionen legte, war Girolamo Frescobaldi.

ORGANIST AM PETERSDOM

Girolamo Frescobaldi stammte aus Ferrara, wo er im musischen Klima des Fürstenhofes von Alfonso II gedieh, einem der damals bedeutendsten musikalisch-künstlerischen Zentren Italiens. Sein Weg führte ihn dann, neben Anstellungen in Mantua und Florenz, nach Rom, wo er schließlich bis zu seinem Tod das Amt des Organisten am Petersdom innehatte. Daneben unterrichtete er zeitlebens und unterhielt enge Kontakte zur damaligen Upper Class.

HULDIGUNG

Seine Fähigkeiten als Spieler von Orgel und Cembalo müssen beeindruckend gewesen sein, wie der Musikgelehrte Antonio Libanori posthum beschrieb:

"Kunstfertig und mit einer unglaublichen Beweglichkeit der Hand berührte Frescobaldi die Tasten, dass er alle, die ihn hörten, in Bewunderung und Erstaunen versetzte. [… ] Die geistvollen Toccaten spielte er sogar mit verkehrter Hand, d.h. mit der Handfläche nach oben - so beweglich, geschickt und flink waren seine Finger. Vor allem aber studiere man seine gedruckten Werke, und jeder Kundige wird sagen, dass Girolamo Frescobaldi aus Ferrara seinesgleichen nicht finden wird und von keinem noch so berühmten Musiker übertroffen werden kann." Antonio Libanori

KONTRAPUNKT

Frescobaldis Sammlungen von Musik umfassen Toccaten, Cappricios, Kanzonen, Ricercari und Variationen, geschrieben vorwiegend für Tasteninstrumente. Nach dem Vorbild der franko-flämischen Schule entwickelte Frescobaldi einen neuartigen instrumentalen Kontrapunkt. Er hob die Verbindung von Wort und Musik auf und entfaltete aus wenigen motivischen Zellen ein dichtes polyphones Gefüge. Über seinen berühmten Schüler Johann Jakob Froberger bekam Frescobaldi eine besondere Bedeutung für deutsche Musiker und Komponisten bis hin zu Johann Sebastian Bach. Es war die Herausforderung, einen musikalisch erzählenden Text ohne Hilfe von Worten zu kreieren, die Frescobaldi zu einer der herausragendsten Musiker-Persönlichkeiten seiner Zeit machten.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 26. Januar 2014, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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