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Gonzaga Adelsfamilie mit Komponisten, Musik- und Kunstmäzenen

Der 24. Februar 1607 ging in die Musikgeschichte ein: An diesem Tag wurde im herzoglichen Palast von Mantua Claudio Monteverdis Oper "L'Orfeo" uraufgeführt. Möglich gemacht hatte die luxuriös ausgestattete Produktion der kunstsinnige Herzog Vincenzo I. Gonzaga – einer der großen Renaissance-Fürsten und der bedeutendste Vertreter seiner Dynastie.

Francesco Gonzaga, Herzog von Mantua | Bildquelle: © Wikipedia/gemeinfrei

Bildquelle: © Wikipedia/gemeinfrei

Gonzaga ist der Familienname der Grafen, Markgrafen und Herzöge von Mantua. Von 1328 bis 1708 regierten sie die norditalienische Stadt und machten sie auch zu einem Zentrum der Künste. Denn eine ganze Reihe von ihnen war höchst kultiviert und schöngeistig veranlagt. Sie liebten Literatur und Musik, Malerei und Architektur, die Philosophie und Gelehrsamkeit. All dies förderten sie großzügig oder betrieben es mit Leidenschaft selbst.

Kunstförderer

Der erste Gonzaga, der sich als Kunstförderer profilierte, war Gianfrancesco I. In dessen Regentschaft gegen Mitte des 15. Jahrhunderts fällt die Gründung der "Casa Giocosa", einer frühhumanistischen Schule, an der auch Musik und Tanz unterrichtet wurde. Die ersten engagierten Musikmäzene der Gonzaga waren dann um und nach 1500 Francesco II. und seine Frau Isabella d'Este. Diese favorisierte die Gattung der Frottola und förderte deren Hauptrepräsentanten Marchetto Cara und Bartolomeo Tromboncino, der Ehemann rief eine Hofkapelle ins Leben.

Komponieren inkognito

Ihr Heim fand die Kapelle ab 1562 in der Basilica Santa Barbara, deren Bau Guglielmo Gonzaga initiiert hatte. Ab 1565 wirkte dort der franko-flämische Komponist, Sänger und Kapellmeister Giaches de Wert, unter dessen Namen Guglielmo eigene Kompositionen inkognito drucken ließ. Denn wie sein Nachfahre Francesco aus einer anderen Gonzaga-Linie war Guglielmo auch Komponist - von Geistlicher Musik und weltlichen Madrigalen. Guglielmo war der Vater von Vincenzo I., jenem großen Kunstmäzen der Gonzaga-Dynastie. Er war mit dem Dichter Torquato Tasso befreundet, brachte von einer Reise durch Flandern den Maler Peter Paul Rubens nach Mantua mit und holte 1590 Claudio Monteverdi an seinen Hof. Fünfundzwanzig Jahre blieb er dort, komponierte Madrigale und Motetten, die Opern "L'Arianna" und "L'Orfeo".

Die Kehrseite der Medaille

Vincenzo I. Gonzaga ruinierte mit den finanziellen Exzessen seiner Kunst-Begeisterung den Etat des Herzogtums. Die Gonzaga-Dynastie verlor an Glanz. Mit dem Tod von Herzog Ferdinando endete 1627 ihre Herrschaft in Mantua. Mit den Herzögen von Nevers und Rethel aus einer Gonzaga-Seitenlinie fand sie zwar eine Fortsetzung, doch 1708 - im Zuge des Spanischen Erbfolgekriegs - kam das endgültige Aus. Die Herrschaft über Mantua fiel an die Habsburger. Eine Ära war zu Ende gegangen.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 2. Dezember 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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