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Konrad Ragossnig Wiederentdecker der Laute

In der Mitte des 20. Jahrhunderts war die Wiederentdeckung der vorklassischen Musik noch ganz am Anfang. Um die Erforschung der Lauteninstrumente sehr verdient gemacht hat sich der Österreicher Konrad Ragossnig.

Rosette einer Laute | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

"Ich möchte es hoffen, dass sie wieder populär wird, sie war es jedenfalls in der Vergangenheit, dazu gibt es eine Menge Beispiele, die darauf deuten, dass das Instrument tatsächlich eine ungeheure Beliebtheit besessen hat - sie wurde, neben der Orgel ja, die Königin der Instrumente genannt. Und ob das heute wieder der Fall wird, das kann man noch gar nicht abschätzen, noch ist die Entwicklung nicht abgeschlossen, und die Wiedergeburts-Bemühungen um die Laute sind noch relativ jung. Ich meine, die Chance ist vorhanden."

So klang es in den 1970er Jahren, als Konrad Ragossnig in einem Interview auf die Frage antwortete, wie er die Zukunft der Laute sieht. Der Interviewer allerdings zielte damit auch darauf ab, ob denn Komponisten der Gegenwart wieder für Laute schreiben werden. Diese Hoffnung hat sich nur ein ganz klein wenig erfüllt - im Bereich der historisch informierten Spielpraxis aber ist die Laute zu einem zentralen Instrument geworden. Sie ist längst als Hauptfach in Musikhochschulen und Musikschulen angekommen, wird auf Festivals für Alte Musik gespielt, und auch in modernen Opernorchestern finden sich oft, wenn eine Barockoper gespielt wird, Lauten und Theorben.

EIN PIONIER

Als Konrad Ragossnig 1961 eine Sonate für Flöte und Basso Continuo aufnahm, spielte er den Continuo-Part auf einer modernen Gitarre - dafür würde sich heute wohl kaum ein Musiker entscheiden; er würde viel eher zu einer Laute greifen.

Mittlerweile spielen professionelle Lautenistinnen meist mehrere Instrumente aus dieser Familie, vom Mittelaltertypus bis zu den Instrumenten, wie sie im 18. Jahrhundert gebaut wurden; Lauten, Theorben, und auch historische Gitarren. Zu Ragossnigs Zeit aber steckte die Wiederentdeckung der Laute noch in den Kinderschuhen; die meisten Lautenisten waren - wie auch Ragossnig - klassisch ausgebildete Gitarristen, die sich dann mit großem Enthusiasmus das Lautenrepertoire aneigneten.

FORSCHERGEIST

Konrad Ragossnig war eine zentrale Figur dieser Wiederentdeckung. Er spielte Musik für Laute, solistisch und in Ensembles, er richtete Lautenstücke für klassische Gitarre ein, und er erforschte die Geschichte der Laute. Sein "Handbuch der Gitarre und Laute", 1978 erschienen, ist ein wertvolles Nachschlagewerk, in dem Generationen von Schülern und Studenten blättern. Darin: viel Wissenswertes zu diesen Instrumenten, garniert mit kleinen Anekdoten:

"Wenn man zeitgenössischen Berichten glauben darf, dann war die Laute so etwas wie ein Illustrierten-Ersatz beim Friseur: es hingen Lauten, Gamben und Blockflöten zur Unterhaltung der Gäste oder zur Überbrückung der Wartezeit. Dass es hin und wieder recht turbulent zugegangen sein muss beim Coiffeur, das lässt sich denken, wenn da mehrere Leute Lust verspürten, ihre Zeit mit Lautenspiel zu vertreiben."

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" am 8. Mai 2022, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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