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Polen Musikland von Weltruf

Spätestens seit Chopin ist Polen ein Musikland von Weltruf, das bis in die Gegenwart bedeutende Komponisten hervorgebracht hat. Kaum bekannt sind dagegen die polnischen Musiker der Alten Musik.

Krakau - Alter Markt | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Frederic Chopin ist der Übervater der polnischen Musik. Es gab weder einen polnischen Bach oder Händel noch einen polnischen Mozart oder Haydn. Doch mit Chopin erlangte die polnische Musik Weltgeltung. Er komponierte nicht nur berühmte Walzer und Etüden, sondern machte auch polnische Tänze wie die Mazurka international salonfähig.

Nach ihm wurde Karol Szymanowski zum großen Erneuerer der polnischen Musik. Und die Moderne kann mit so berühmten polnischen Komponisten wie Krzysztof Penderecki, Witold Lutoslawski und Henryk Górecki aufwarten. Eine Aufnahme von Góreckis "Sinfonie der Klagelieder" konnte 1992 sogar die Pop-Charts erobern.

Polnische Kirchenmusik

In der Alten Musik ist Polen dagegen eine Terra inkognita. Obwohl in Mittelalter, Renaissance und Barock natürlich auch in Polen musiziert und komponiert wurde - und das durchaus mit Niveau. Nur sind diese Komponisten im Rest Europas so gut wie unbekannt geblieben. Als Kernland des Katholizismus spielte die Kirchenmusik in Polen schon immer eine große Rolle. Choräle, Lieder, Messen und mehrstimmige Motetten wurden in den Kirchen gesungen. Einer der interessantesten Komponisten ist der 1560 geborene Mikolaj Zielenski über den man so gut wie nichts weiß. Seine mehrstimmigen Kompositionen an der Schwelle von Renaissance zu Frühbarock sind ein hervorragender Beitrag zur polnischen Kirchenmusik.

Italienimport

Im frühen 17. Jahrhundert war Polen ein mächtiges Königreich, das den Sitz seiner Hauptstadt von Krakau nach Warschau verlegte. Die neue Barockmusik wurde zuerst durch italienische Musiker und Komponisten nach Polen importiert. Einer der bedeutendsten polnischen Komponisten dieser Zeit war neben Franciszek Lilius und Bartłomiej Pękiel der Kapellmeister Marcin Mielczewski. Er nahm den virtuosen italienischen Stil auf und kombinierte ihn in seinen Canzonen mit Motiven der polnischen Volksmusik.

Tänze als Exportschlager

Mielczewski war der erste, der eine Mazurka in der höfischen Musik verwendete. Und vielleicht sind gerade die polnischen Tänze, zu denen auch der Krakowiak und die Polonaise zählen, der größte Exportschlager der polnischen Musik. Denn bereits vor Chopin war etwa die Polonaise so beliebt, dass selbst Georg Philipp Telemann welche komponierte.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 10. Dezember 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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