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The Tallis Scholars Englisches Vokal-Ensemble

Die Tallis Scholars sind ein weltberühmtes Ensemble: Die bereits 1973 von ihrem Dirigenten Peter Phillips gegründete Gruppe singt so ziemlich ausschließlich Musik der Renaissance, das aber auf durchgängig begeisternd hohem Niveau.

The Tallis Scholars | Bildquelle: Eric Richmond

Bildquelle: Eric Richmond

Es war im Jahr 1973, als der 19-jährige Organ Scholar Peter Phillips in Oxford mit einigen anderen Studenten ein Vokalensemble gründete, um Musik der Renaissance zu singen. Eine Amateurtruppe zu dieser Zeit. Woher diese Idee?

"Weil ich mich in die Musik verliebt habe. Dabei muss man bedenken, dass vor 40 Jahren ein ganzes Konzert nur mit Renaissance-Polyphonie ein ziemlich seltenes Event war." Peter Phillips

PIONIERGEIST… OHNE VIBRATO!

Und The Tallis Scholars, wie das Ensemble sich nach dem großen englischen Komponisten Thomas Tallis nannte, wollten sich auch noch in anderen Punkten von den vielen sonstigen Chören in Oxford unterscheiden. In denen singen nämlich zum Beispiel meistens Knabenstimmen den Sopran und Countertenöre den Alt.

"Die Tallis Scholars sangen von Anfang an mit Frauenstimmen im Sopran und teilweise auch im Alt. Insofern habe ich schon immer mein eigenes Ding gemacht." Peter Phillips

Nun strebt der Engländer an sich, wie wir ja spätestens nach dem Brexit-Votum alle wissen, ohnehin immer danach, anders zu sein als alle anderen. Trotzdem war Philipps so ziemlich der Erste, der gleich noch mit einer weiteren englischen Chor-Gewohnheit brach: dem starken Vibrato, mit dem vor allem die Männerstimmen britischer Ensembles oft singen. Die Tallis Scholars dagegen singen gerade, mit ganz fokussierten Stimmen.

"Ich wollte nie, dass der Chor mit Vibrato singt, aus einem ganz offensichtlichen Grund, dass man die Töne sonst nicht klar hören kann." Peter Phillips

FOKUS AUF DER MUSIK DER RENAISSANCE

Nach knapp zehn Jahren und sehr vielen Konzerten wandelten sich die Tallis Scholars schließlich in das professionelle Ensemble, das inzwischen tausende von Konzerten auf allen Kontinenten gegeben und Dutzende von CDs aufgenommen hat, viele davon mit Preisen ausgezeichnet, und das nach wie vor als eine der besten und renommiertesten Gruppen überhaupt für die Musik der Renaissance gilt. Und zwar nur die.

"Ich wollte nie Mittelalter machen, denn das interessiert mich nicht besonders. Das finde ich ja, ich weiß nicht… wenig mitreißend. Und wenn man in den Barock kommt, dann ändert sich alles; stilistisch, die Art des Singens. Ich fand eigentlich immer, die Renaissance sei genug." Peter Phillips

AUSFLÜGE IN DIE ZEITGENÖSSISCHE MUSIK

So steht zwar ab und an ein bisschen zeitgenössische Musik, vor allem Arvo Pärt auf dem Programm, aber sonst tatsächlich nur Renaissance. Und trotzdem leiden Philips und seine meist etwa zehn Sänger sicher nicht an mangelnder Abwechslung, besonders auf ihren zahlreichen Tourneen.

"Eines unserer Standardprobleme ist zum Beispiel, wenn wir das Miserere von Allegri machen, dann platziere ich die Sologruppe gewöhnlich als Fernchor irgendwo weiter weg. Und da passieren die eigenartigsten Sachen. Entweder sie finden den Ort nicht, an dem sie singen sollen, oder sie finden ihn und komme nie zurück, weil sie sich irgendwie ausgeschlossen haben. Das ist wirklich lustig!" Peter Phillips

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 27. November 2016, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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