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Was heute geschah – 17. Mai 1713 Vivaldis Oper "Ottone in villa" wird uraufgeführt

Vicenza 17. Mai 1713. Antonio Vivaldis erste Oper wird uraufgeführt: "Ottone in villa". Ein großartiger Erfolg. Diesem "Dramma per Musica" sollten noch viele weitere folgen. Es ist der Beginn von Vivaldis sagenhaftem Doppelleben.

Antonio Vivaldi | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Da haben wir Vivaldi, den Lehrer und Musiker am venezianischen Waisenhaus "Ospedale della Pietà". Hier punktet Vivaldi als Pädagoge, als Orchesterleiter, als Komponist feinsinniger Instrumentalmusik: Vivaldi im Dienste Gottes. Mit dem Erfolg von "Ottone" betritt Vivaldi aber auch die vergnügungssüchtige Welt des Theaters. Wo Patrizier maskiert zur Vorstellung erscheinen, um ungeniert und unerkannt ihre Mätresse ausführen zu können.

Schrille Töne im Theater

Was für ein Kontrast für den an Zucht und Ordnung gewöhnten Vivaldi: "Im Theater wurde gelacht, gelärmt. Man warf Lichtstumpfen auf das Volk im Parterre, spuckte auf kahle Schädel. Man hörte Miauen, Krähen, erkünsteltes Niesen, schrille Töne. Alles ging bunt durcheinander." An diesem Ort bekommen Lust, Liebe, Eifersucht und Schamlosigkeit eine Bühne. Für den geweihten – aber nicht praktizierenden – Priester ist das moralisch kein Problem. Für die Kirche schon. Die drückt zwar erst mal ein Auge zu, führt den rothaarigen Priester aber bereits auf der roten Liste.

Vivaldi als Impresario

Vivaldi ist im Rausch und geht aufs Ganze. Kurz nach dem Erfolg von "Ottone" wird er selbst Impresario am "Teatro Sant Angelo" am Canal Grande. Vivaldi hat die künstlerische und finanzielle Verantwortung, ist quasi Intendant und Geschäftsführer. Nun stellt er seinen besonderen Riecher für das, was gerade "alla moda" ist, unter Beweis. Leider läuft es an der anderen Baustelle im Waisenhaus nicht so rund. Er verliert kurzzeitig seinen Posten am "Ospedale" wegen zu vieler "Operngeschäfte", wird aber aus Ermangelung einer besseren Alternative mit Gehaltserhöhung wiedereingestellt.

Ruhige Kugel in Mantua

Knapp vier Jahre hält Vivaldi den doppelten Stress durch, dann schmeißt er das Handtuch. Warum er das Theater und das "Ospedale della Pietà" in Venedig von einem Tag auf den anderen im Stich lässt? Nun, darüber lässt sich nur spekulieren. Sicherlich nicht allein deshalb, weil er in Mantua beim Fürsten von Darmstadt eine ruhige Kugel als Kapellmeister schieben kann.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 17. Mai 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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