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24. Mai 1716 - Vivaldi zurück an der "Pietà" Toleranz für des Priesters Opernerfolge

Angeblich aus finanziellen Gründen hat Antonio Vivaldi Ende März 1716 seinen Posten als Musiklehrer am "Ospedale della Pietà" verloren. Tatsächlich beäugt Venedigs Verwaltung seinen weltlichen Erfolg an der Oper mit Misstrauen. Doch kaum zwei Monate später holt man ihn zurück - und befördert ihn sogar.

Komponist und Geiger Antonio Vivaldi | Bildquelle: picture-alliance / akg-images

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Antonio Vivaldi wird am 24. Mai 1716 als Lehrkraft am "Osepdale della Pieta" aufgenommen. Genau genommen als "Maestro di concerti". Und ganz genau genommen wird er bereits zum zweiten Mal aufgenommen.

Erfolgreicher Geigenlehrer an der "Pietà"

Einige Monate zuvor hatte ihn die "Congregrazione", bestehend aus einem Dutzend honorablen Venezianern, ziemlich unehrenhaft entlassen. Nach dreizehn Jahren Dienstzeit. Rein juristisch hat sich Vivaldi nichts zu Schulden kommen lassen. Im Gegenteil: Don Antonio Vivaldi gehe stets mit gutem Erfolg dem Violinunterricht für die Mädchen nach, heißt es von Seiten der Kollegen. Er sei mit Eifer dabei und in seinen Bemühungen ermutigt - und gereiche den Mädchen zu großem Nutzen!

Vivaldi hat ein Spitzenensemble aus dem Mädchenorchester gemacht. Dafür entlohnt man ihn auch gelegentlich mit Extrazahlungen. Immerhin reisen Neugierige von weit her an, um das attraktive Orchester zu hören. Das übrigens hinter einem Paravent spielen muss, damit sich das Publikum auch wirklich auf die Musik konzentriert und nicht etwa auf die hübschen jungen Damen.

Venedig ist verrückt nach Vivaldis Kompositionen

Aber Antonio Vivaldi tanzt auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig. Und das stößt dem venezianischen Verwaltungsrat sauer auf. Zumal der sich darüber hinaus auch gerne als moralische Instanz aufspielt. Vivaldi ist nämlich einer der begehrtesten Opernkomponisten jener Jahre, die Venezianer sind verrückt nach seinen Stücken. Als Priester hat er jedoch nichts in der Halbwelt des Theaters verloren, meinen die Kollegen aus dem Ospedale.

Viele Patrizier gehen verkleidet ins Theater, um desto ungenierter ihre Maitressen mit in die übrigens enorm teure Loge nehmen zu können. Dort wird gelacht und gelärmt! Man hörte schrille Töne, miauen, kichern, gähnen…alles geht bunt durcheinander!

Dass andererseits in der Karnevalssaison haufenweise Geistliche, versteckt hinter prunkvollen Masken, im Opernpublikum sitzen und ihren Lüsten frönen, weiß ganz Venedig. Aber so läuft das eben mit der Doppelmoral. Vivaldi juckt die Entlassung nicht weiter, er interpretiert das als Schuss vor den Bug und tritt im Opernbusiness - vorübergehend - ein wenig kürzer!

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