Ein unscheinbares Päckchen mit kostbarem Inhalt verlässt Wien. Es ist ein Bündel Noten, genauer gesagt, eine schön gebundene, fein säuberliche Abschrift der Neunten Symphonie von Ludwig van Beethoven. Aber an wen?
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Was heute geschah zum Anhören
Komponiert und seiner Majestät, dem König von Preußen Friedrich Wilhem III., in tiefster Ehrfurcht zugeeignet von Ludwig van Beethoven
Eigentlich hatte Beethoven seine letzte Symphonie Alexander I. von Russland widmen wollen. Der war allerdings vor einigen Monaten gestorben. Nun erhofft sich Beethoven durch den König von Preußen eine Verbreitung seines monumentalen Meisterwerks: "Euer Majestät sind nicht bloß Vater allerhöchst Ihrer Untertanen, sondern auch Beschützer der Künste und Wissenschaften. Ich bitte Euer Majestät, dieses Werk als ein geringes Zeichen der hohen Verehrung allergnädigst anzunehmen, die ich allerhöchst Ihren Tugenden zolle. Euer Majestät untertänigst gehorsamster Ludwig van Beethoven."
Handschriftliche Skizze Beethovens zu der "Ode an die Freude" | Bildquelle: picture-alliance / akg-images
Beethoven lässt als erster Komponist in seiner Symphonie auch einen Chor auftreten. Dazu vertonte er Schillers "Ode an die Freude", in der die Ideale von Gleichheit und Brüderlichkeit gepriesen werden. Doch daran stört sich der König offensichtlich nicht. Denn zwei Monate später erhält Beethoven einen kurzen Dankesbrief, in dem ihm Friedrich Wilhelm III. einen wertvollen Brillantring als Belohnung verspricht.
Als Beethoven kurz darauf das Geschenk von der preußischen Gesandtschaft überbracht wird, ist der Komponist enttäuscht. Denn das Schmuckstück stellt sich als weniger wertvoll heraus als erhofft. Ein Juwelier schätzt den Ring auf lumpige 300 Gulden. Ob der König den Komponisten billig abspeisen wollte, oder ob der Ring von den Überbringern unterwegs möglicherweise gegen einen anderen ausgetauscht wurde, ist unklar. Beethoven jedenfalls ist beleidigt und will das Schmuckstück auf der Stelle zurückgeben. Dann aber besinnt er sich eines Besseren. Er verkauft den Ring und streicht die 300 Gulden ein – als Belohnung für die Komposition, die zwei Jahrhunderte später zum Weltkulturerbe erklärt werden wird.
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