Gmunden in Oberösterreich, 18. November 1951. Der Cellist Heinrich Schiff wird geboren. Gerade 70 Jahre alt wäre er dieses Jahr geworden, Heinrich Schiff, dieser ungemein dynamische, energetische, leidenschaftliche Musiker. Er starb 2016, mit 65 Jahren. Viel zu früh, natürlich, und erst vier Jahre nach dem Ende seiner Laufbahn als Solist. Wegen eines Leidens im rechten Arm und an der Schulter konnte er nicht mehr den Bogen führen. Er, Heinrich Schiff, der nach wie vor als einer der elegantesten und beseeltesten Beherrscher seines Instrumentes gilt.
Bildquelle: heinrichschiff.com
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Schiff hatte Maßstäbe gesetzt. Über sein technisches Können gab es keine Diskussion. Aber er setzte es nicht ein, um die Musik besonders schön und unantastbar darzustellen. Was er wollte, war, die Musik von innen heraus entfalten, sie zur Sprache bringen und damit auch: seine Musik und sich selbst angreifbar machen. Im besten Sinn des Wortes.
Schiff spielte die Standards. Sein Bach war intensiv, eloquent und er strahlte in all den Farben, die Schiff mit seinem Montagnana-Cello zaubern konnte. Er spielte Dvořák, Haydn, Elgar, Schostakowitsch, er spielte zusammen mit den bekanntesten Dirigenten, Leuten wie Claudio Abbado, Colin Davis, Christoph von Dohnányi, Nikolaus Harnoncourt, Zubin Mehta, Franz Welser-Möst. Aber er ging mit gleicher Hingabe eigene Wege. Schiff unterrichtete viel, machte, wann immer er konnte, Kammermusik, und er empfahl sich den Zeitgenossen als ein erstrangiger Uraufführungs-Musiker. Lutosławski, Henze, Rihm schrieben Stücke für ihn, und auch: Friedrich Gulda, sein Cellokonzert. Schiff kannte keine Scheu.
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Heinrich Schiff, Dmitri Shostakovich Cello Concerto No. 1 in E-flat major, Opus 107
Der Journalist Wolfram Goertz schrieb über Schiff, er habe an einem Abend einen ganzen Wald absägen können. So heftig arbeitete er an der Musik, so wenig schonte er sein Instrument und sich selbst. Und leider schonte Heinrich Schiff auch seine Gesundheit nicht. Er rauchte viel und neigte zu cholerischen Ausbrüchen. Nachdem er das Cellospiel aufgegeben hatte, machte er als Dirigent weiter – durchaus mit Erfolg. Aber die Kräfte waren – körperlich wie seelisch – erschöpft. Eine schwere Krankheit suchte ihn heim. Heinrich Schiff starb in einem Krankenhaus in Wien.
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Sendung: "Allegro" am 18. November 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK