BR-KLASSIK

Inhalt

Baku - 27. März 1927 Mstislaw Rostropowitsch wird geboren

Dieses Bild hat sich für immer eingeprägt:  Am 11. November 1989, zwei Tage nach dem Fall der Berliner Mauer saß Mstislaw Rostropowitsch inmitten des Trubels am Checkpoint Charly und spielte tief in sich versunken Bach - als ein persönliches Dankgebet dafür, dass die Hälften seines zwischen Ost und West geteilten Lebens wieder zusammengefügt wurden.

Mstislaw Rostropowitsch im Januar 1964 in Moskau | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Rostropowitsch über sein Mauerfall-Konzert

"Um mich herum standen etwa 30 Menschen. Ich spielte ganz besonders fröhliche Musik von Bach: C-Dur-Suite, D-Dur-Suite und Es-Dur-Suite. Und die Menschen hörten mir zu. Dann habe ich ihnen gesagt: Wissen Sie, wir empfinden jetzt eine solche Freude. Aber denken Sie daran, dass viele Menschen mit dem Wunsch, diese Mauer zu überqueren, hier ihr Leben gelassen haben. Ich möchte jetzt zum Andenken an diese Menschen die Sarabande in D-Moll spielen. Und ich erinnere mich an das Gesicht eines jungen Deutschen. Er stand in der ersten Reihe; er hatte eine Brille. Und zum Ende der Sarabande habe ich gesehen, dass er geweint hat, ohne die Brille abzusetzen. Und da habe ich verstanden, dass alles was wir da machten, richtig war. Das war einer der glücklichsten Momente meines Lebens."

Die Welt war seine Heimat

Der berühmte russische Cellist Mstislav Rostropowitsch (l) umarmt am 15.12.1998 in Moskau nach einem Konzert den russischen Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn (r).  | Bildquelle: picture-alliance/dpa Rostropowitsch (l.) umarmt den russischen Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn (r). | Bildquelle: picture-alliance/dpa Glücklich zu sein und andere glücklich zu machen - das war eine besondere Gabe von Mstislaw Rostropowitsch. Wegen der Unterstützung des verfemten Schriftstellers Alexander Solschenizyn wurde ihm 1978 die sowjetische Staatsbürgerschaft aberkannt. Obwohl mit Leib und Seele Russe, zerbrach Rostropowitsch nicht daran. Er suchte seine Heimat in der Welt. Als langjähriger Leiter des National Symphony Orchestra in USA brachte Rostropowitsch Amerikanern und Europäern Schostakowitschs Musik nahe.

Immer das Cello mit im Gepäck

Er spielte sein Cello auf dem arktischen Eis, auf dem Bergpfad in Kuba und vor dem Moskauer Weißen Haus, als er 1991 während des Augustputsches nach Russland flog, um die neugeborene Demokratie zu verteidigen. Er half russischen Kindern mit zahllosen Gesundheitsfonds und Musikprojekten. Die ihm angebotene russische Staatsbürgerschaft hat Rostropowitsch nicht wieder angenommen. Gestorben ist er dennoch in Moskau und wurde am 29. April 2007 auf dem bedeutendsten Moskauer Friedhof neben dem Grab Boris Jelzins beigesetzt.  

Rostropowitsch spielt Bach an der Berliner Mauer

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören - oder Sie abonnieren unseren Podcast. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

    AV-Player