Die Münchner Opernfestspiele feiern ihr 150-jähriges Jubiläum mit drei Neuproduktionen und einem großen Festakt. Zudem soll ein neues Kulturprojekt der Bayerischen Staatsoper soziale Teilhabe durch Begegnungen und Publikumsdialoge fördern. Intendant Serge Dorny erzählt im BR-KLASSIK-Gespräch, was es mit dem "Dritten Ort" auf sich hat.
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BR-KLASSIK: Wir stehen kurz vor der Eröffnung der Münchner Opernfestspiele. Wie ist die Stimmung im Haus und vor allem bei Ihnen?
Serge Dorny: Gut natürlich. Unmittelbar vor den Festspielen ist es immer etwas aufregend. Alle haben viel zu tun mit den Vorbereitungen, es liegt eine gewisse Spannung in der Luft. Das gehört zu den Festspielen. Wir bereiten uns bestmöglich vor und freuen uns auf die Projekte. Es gibt ja drei Neuproduktionen: Mozarts "Don Giovanni", Faurés "Pénélope" und die Ballettpremiere "SPHÄREN.03". Außerdem feiern wir dieses Jahr das 150-jährige Jubiläum der Münchner Opernfestspiele, die ältesten Festspiele in Deutschland, vielleicht sogar in Europa. Aus diesem Anlass wird es auch einen großen Festakt und viele weitere zusätzliche Veranstaltungen geben.
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BR-KLASSIK: Es gibt auch ein gemeinsames Projekt der Bayerischen Staatsoper mit anderen Münchner Kulturinstitutionen, um mehr soziale Teilhabe zu ermöglichen. Sie wollen als sogenannte "dritte Orte" funktionieren. Was ist so ein "dritter Ort"?
Serge Dorny: Das Wort stammt vom Soziologen Ray Oldenburg aus einem Artikel aus dem Jahr 1989. Es beschreibt einen neutralen Ort der Begegnung, einen Treffpunkt, den er "third space" nennt. Es ist ein Ort mit eigenem Leben für die Stadtgesellschaft. Dort sollen Menschen verschiedener Schichten und Hintergründe zusammenkommen und in Dialog treten. Das Vorderhaus der Bayerischen Staatsoper wird an einem Tag der Woche fast vollständig zugänglich sein. Wahrscheinlich wird dies ab Januar 2026 so weit sein.
Die Staatsoper ist eine Traumfabrik.
BR-KLASSIK: Was erwartet die Besucher dort?
Serge Dorny: Es ist vor allem ein Raum der Begegnung und der Partizipation. Es wird kuratierte Formate aus verschiedenen Sparten geben, aber einfach auch Events, bei denen sich jeder selbst einbringen kann. Es wird nicht nur Information über die Oper vermittelt. Und das Ganze soll nicht nur pädagogisch sein, sondern eher ein Raum für den gemeinsamen Dialog ohne Schwellenangst. Verschiedene Zugänge zur Staatsoper sollen so ermöglicht werden. Es schließt an Formate an, die wir bereits machen, wie zum Beispiel "Oper für alle". Für jede Kulturinstitution sind diese Begegnungen wichtig, um auch die Relevanz als Kulturinstitution zu behalten. Deshalb sind wir dankbar, dass die Beisheim-Stiftung uns unterstützt und die Finanzierung für zusätzliches Personal wie Kulturvermittler und Projektmanager ermöglicht. Die nächsten drei Jahre wird das Projekt so mitfinanziert und weiterentwickelt.
Wir öffnen die Türen und sagen: Alle sind willkommen.
BR-KLASSIK: Wenn wir von Öffnungen sprechen, ist es auch wichtig, über das Publikum an sich zu sprechen. Ich stelle immer wieder fest, dass es einen Unterschied zwischen dem Publikum bei Opernvorstellungen und beim Ballett gibt. Die Begeisterung, der Schlussapplaus, die Reaktionen erlebe ich beim Ballett als unmittelbarer. Ich glaube, das kommt daher, dass die Menschen dort jünger sind. Können Sie den Eindruck teilen?
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Serge Dorny: Es gibt ganz sicher einen Unterschied zwischen Konzertpublikum, Opernpublikum und Ballettpublikum. Wir haben ein tolles Publikum. Ich bin immer wieder von unserem Stammpublikum begeistert und wie gefesselt sie von den Vorstellungen sind. Sie gehen sehr leidenschaftlich mit der Bayerischen Staatsoper um. Es ist wichtig, wenn wir über die Zukunft von Oper sprechen, zu überlegen, wie wir diese Institution bewahren und weiterentwickeln können. Deshalb ist es ja so wichtig, das Publikum möglichst breit zu beteiligen. Ein Publikum reagiert auf das Angebotene. Es gibt da kein homogenes Publikum, das immer gleich reagiert. Das kann jeden Tag anders sein. Deshalb will ich es nicht so sehr auf alt oder jung reduzieren. Ich bin begeistert von der Oper und glaube fest an ihre Zukunft. Ich bin kein Türhüter eines Mausoleums. Die Gesellschaft sucht sich gerade, fast in allen Ländern auf dieser Welt gibt es sehr viel Bewegung. Wir sind in einer Periode des Wandels, geprägt von Zweifeln und Ängsten. Kulturinstitutionen wie die Bayerische Staatsoper sind da sehr wichtig und haben einen Auftrag.
Es gibt kein Publikum, das immer gleich reagiert.
Die Münchner Opernfestspiele feiern in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. Zwischen 27. Juni und 31. Juli finden sie statt. Mehr Informationen finden Sie hier.
Sendung: "Allegro" am 13. Juni 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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