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Akademisches Sinfonieorchester München Teilnahme am Deutschen Orchesterwettbewerb

Die Dirigentin Carolin Nordmeyer bereitet sich intensiv mit dem Akademischen Sinfonieorchester München auf den Deutschen Orchesterwettbewerb vor. Im BR-KLASSIK-Interview spricht sie über die Leidenschaft von Amateurmusikerinnen und -musikern.

Dirigentin Carolin Nordmeyer | Bildquelle: © Ute Laux

Bildquelle: © Ute Laux

BR-KLASSIK: Mit dem Akadamischen Sinfonieorchester treten Sie beim Deutschen Orchesterwettbewerb an. Wie viele Leute sind denn beim ASO München, mit dem Sie zum Deutschen Orchesterwettbewerb nach Wiesbaden, Mainz und Mühlheim fahren?

Carolin Nordmeyer: Das Akademische Sinfonieorchester ist ein Amateurorchester, das sich an Menschen jenseits des Studentenalters richtet. Diese Szene der Amateur- und Liebhaberorchester ist ein besonderer Schatz, weil diese die Möglichkeit bieten, das weiterzuführen, was im Jugendalter gesät und angefüttert wurde. Jeden Dienstagabend sitzen zwischen 60 und 80 Menschen bei den Proben. Die kommen gerade aus der Kanzlei, der Praxis, dem Architekturbüro. Alle brennen dafür, gemeinsam Musik zu machen.

Amateurmusikerinnen und -musiker voller Leidenschaft

BR-KLASSIK: Was begeistert Sie an der Arbeit mit diesem Orchester? Sie Profimusikerin müssen da manchmal vielleicht auch Abstriche machen ...?

Carolin Nordmeyer: Natürlich, die Profis haben jahrelang studiert und viel investiert, während die Amateure das rein aus Liebe tun. Das ist ein Zauber, den die Leidenschaft trägt. Mit dieser Begeisterung kann man auch Stücke spielen, die sonst eigentlich kaum machbar wären, weil die Energie und das Engagement so groß sind, dass man über sich hinauswächst – als Einzelperson und im Ensemble.

Mit Begeisterung kann man Stücke spielen, die sonst kaum machbar wären.
Carolin Nordmeyer

BR-KLASSIK: Was nehmen Sie musikalisch mit zum Deutschen Orchesterwettbewerb?

Carolin Nordmeyer: Wir haben ein für unsere Verhältnisse recht kurzes Programm. Normalerweise spielen wir drei Programme pro Jahr, mit größeren Symphoniekonzerten im Winter und Frühjahr. Statt 90 Minuten spielen wir beim Wettbewerb etwa 20 Minuten, was eine ganz andere Herangehensweise erfordert. Das Arbeiten unter dem Mikroskop, alles ganz genau zu durchleuchten, ist eine besondere Herausforderung.

Unterschiede bei der Vorbereitung auf Wettbewerbe

BR-KLASSIK: Sie sind auch sehr aktiv bei Jugendensembles. Wie erleben Sie eigentlich die Szene? Muss man sich Sorgen machen um die Zukunft der Orchesterwelt oder eben gar nicht?

Carolin Nordmeyer: Um die Jugendlichen muss man sich in der Orchesterwelt überhaupt keine Sorgen machen, zumindest nehme ich das so wahr. Das ist natürlich eine ausgewählte Gruppe, die sich auch sehr mit Musik beschäftigt und bereit ist, sich reinzuhängen, zu üben, dranzubleiben, zu den Proben und Arbeitsphasen zu kommen. Gerade die Jugendorchester sind ein besonderer Schutzraum, den wir pflegen und hegen müssen, weil sie in einer Zeit des Umbruchs Zugehörigkeit bieten. Sie bieten auch die Möglichkeit, auf hohem Niveau große Literatur zu spielen und eine tolle Zeit im Leben zu haben.

BR-KLASSIK: Wie unterscheiden sich Jugendliche und Erwachsene bei der Vorbereitung auf einen Wettbewerb?

Carolin Nordmeyer: Jugendliche gehen oft sportlicher und unbefangener an Wettbewerbe heran, während Erwachsene dazu neigen, sich selbst kritischer zu betrachten. An der einen oder anderen Stelle denken sie vielleicht etwas zu viel über Details nach. In der Vorbereitung auf den Deutschen Orchesterwettbewerb haben wir jedoch gemerkt, dass diese intensive Arbeit sich auszahlt. Wir spielen den letzten Satz aus Brahms' vierter Symphonie und die "Feuervogel"-Suite von Strawinsky ab der Danse infernale.

Jugendorchester sind ein besonderer Schutzraum, den wir pflegen und hegen müssen.
Carolin Nordmeyer

Die Vielfalt der Orchesterlandschaft abbilden

BR-KLASSIK: Was gibt einem als Amateurorchester so ein Wettbewerb? Warum nehmen Sie daran teil?

Carolin Nordmeyer: Weil die Vorbereitungsarbeit so besonders und so intensiv ist. Es gibt einen klaren Unterschied zu unseren regulären Projekten. In den letzten Jahren hat die Bereitschaft in Amateurorchestern zugenommen, große Projekte zu spielen, was auch die Repertoirestruktur verändert hat. Der Wettbewerb ermöglicht uns, an Details zu arbeiten. Das ist eine tolle Herausforderung. Das motiviert die Orchestermusiker auch außerhalb der Wettbewerbsbedingungen. Der Wettbewerb ist auch wichtig, weil er die Vielfalt der Orchesterlandschaft zeigt.

Das Interview wurde geführt von Uta Sailer

Sendung: "Leporello" am 12. Juni ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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