Am Wochenende steigt in München ein großes Barbershop-Musikfestival. Aus der ganzen Welt reisen Sänger an, um sich gegenseitig in ihrer eigenwilligen Gesangsdisziplin zu messen. Alles, was Sie wissen müssen über ein ganz besonderes Genre der Vokalmusik - zusammengestellt von BR-KLASSIK.
Bildquelle: Eric Ideler
Barbershop ist eine Form des a cappella Gesangs. Er ist stets vierstimmig - das sorgt für den unvergleichlichen Klang dieses Musikstils. Den Barbershop zeichnen ganz bestimmte Rhythmen und Harmonien aus. Ziel ist es, einen "expanded sound", einen obertonreichen Klang zu erreichen. Das gelingt mit einer genauen Abstimmung zwischen Vokalen, Tonabständen und Lautstärke unter den vier Stimmen.
Barbershop kommt ursprünglich aus den USA. Man ist sich uneins, wie und wo genau die Musik entstanden ist. Eine Theorie besagt, dass die Männer in den Barbershops (Friseurläden) gesungen haben, um sich die Zeit beim Warten zu vertreiben. Eine andere Theorie besagt, dass die Männer sich beim Friseur getroffen haben - aber nicht um sich die Haare zu schneiden, sondern um dort geheim Alkohol zu trinken. Alkohol war zu Zeiten der Prohibition in den USA (1920 - 1933) streng verboten.
Ursprünglich war Barbershop nur für Männer gedacht. Folglich heißen die Stimmlagen Tenor, Lead, Bariton und Bass. Der Tenor nimmt die höchste Stimmlage ein. Der Lead ist ebenfalls ein Tenor, der die Führungs- und Melodiestimme übernimmt. Der Bariton umspielt die Lead-Stimme, der Bass ist die tiefste Stimmlage. Die Bezeichnungen gelten auch für Frauen, sie singen aber in jeder Stimme etwa um eine Quinte höher.
Fest verbunden mit dem Gesang ist auch immer die darstellerische Qualität: Choreographie, Mimik und Kleidung der Sänger sind wichtig, um das Publikum zu amüsieren und zu unterhalten.
Mittlerweile gibt es neben männlichen Ensembles auch viele rein weibliche oder gemischte Quartette und Chöre, besonders in Europa.
1963 gründete sich das erste deutsche Barbershop-Quartett "Sour Krauts" in Münster. 1984 entsteht mit "Barbershop Blend" der erste deutsche Barbershop-Frauenchor in Sonsbeck. Mittlerweile gibt es 55 Chöre und Quartette, die sich seit 1991 unter dem Verband "BinG! - Barbershop in Germany" zusammen geschlossen haben.
England hat mit rund 4000 singenden Männern und Frauen die größte Barbershop-Szene in Europa. In Deutschland sind es etwa 700 Sänger. Sehr beliebt ist Barbershop zum Beispiel auch in Schweden.
Zum Einstieg in den Barbershop singen Anfänger so genannte „Barberpole Cats“. Das sind kurze, einfache Stücke, die schnell erlernbar sind und die Charakteristik des Gesangs verdeutlichen. Beherrschen die Anfänger die Akkorde, kann dann weiter darauf aufgebaut werden.
Barbershop greift auf ein umfassendes Repertoire an Musiktiteln zurück. Die gebräuchlichste Sprache ist Englisch. Aber prinzipiell kann jeder Titel - und in jeder Sprache - gesungen werden.