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16. März 1928 – Christa Ludwig wird geboren Sinnlichkeit und Intelligenz

Berlin, 16. März 1928: Die Mezzosopranistin Christa Ludwig wird geboren. "Wer singt am schönsten im ganzen Land?" Diese Frage stellte einst Kritikerpapst Joachim Kaiser und beantwortete sie für sich selbst ganz klar mit: Christa Ludwig. Die legendäre Mezzosopranistin sang mit Maria Callas, Anna Moffo, Franco Corelli, Plácido Domingo und Fritz Wunderlich. In Bayreuth wurde sie genauso bejubelt wie in London, Mailand und New York. Dabei ging sie als Star ohne Allüren und Skandale in die Operngeschichte ein.

Mezzosopranistin Christa Ludwig bei der Midem in Cannes am 26. Januar 2013 | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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"Eine Karriere macht man mit dem Kopf und nicht mit der Stimme. Die Stimme ist Voraussetzung, Talent ist Voraussetzung. Aber alles andere ist zum großen Teil Intelligenz." Dies gehörte zu ihren Leitsätzen. Doch Christa Ludwig hatte zum Glück beides: Eine üppige, sinnlich timbrierte Mezzo-Stimme mit leuchtender Höhe und die nötige Intelligenz, die Chancen dieser Stimme klar zu erkennen. Sie blieb mit Humor und Warmherzigkeit stets auf dem Boden der Tatsachen und ließ sich weder von legendären Dirigenten wie Herbert von Karajan zur Brünnhilde noch von Leonard Bernstein zur Isolde überreden.

Erstaunliche Vielseitigkeit

Das trug sicher wesentlich dazu bei, dass sie fast ein halbes Jahrhundert lang mit gesunden Stimmbändern auf der großen Bühne stand. Und mit erstaunlicher Vielseitigkeit: Von Mozart bis Bartók, von Händel bis Rossini, von Johann Strauß bis Richard Strauss, von Wagner bis Verdi sang sie sich quer durch Stile und Epochen. Ihr großer Stimmumfang erlaubte ihr dabei manchen Ausflug ins Alt- und ins Sopranfach, so etwa die "Fidelio"-Leonore, die Ariadne oder die Marschallin.

Man sagt, man kann mit fünf Partien eine Weltkarriere machen – wunderbar! Aber das ist furchtbar langweilig!
Christa Ludwig

Wien – künstlerische Heimat für 40 Jahre

Das Talent Christa Ludwigs blieb nicht lange unentdeckt, schließlich waren die Eltern der gebürtigen Berlinerin beide Sänger. Nach ersten Engagements an mittleren deutschen Theatern holte Karl Böhm die 27-Jährige 1955 an die Wiener Staatsoper. Dort lernte Christa Ludwig ihren ersten Mann, den Bassbariton Walter Berry kennen und entwickelte sich bald zum Star des legendären Ensembles. 40 Jahre lang war Wien ihre künstlerische Heimat. 769 Aufführungen sang sie hier und 42 verschiedene Partien. Gleichzeitig gastierte sie weltweit, war eine hinreißende Liedinterpretin und legte mit Leonard Bernstein Mahler-Interpretationen vor, die bis heute Referenzwert besitzen.

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CRESCENDO trifft: Christa Ludwig | Bildquelle: crescendo (via YouTube)

CRESCENDO trifft: Christa Ludwig

"Nur durch die eigene Stimme erweicht man die Menschen oder die Götter!"

Als sie 1994 im Vollbesitz ihrer stimmlichen Kräfte von der Bühne Abschied nahm, behauptete sie, sie wäre wegen all der Berufsstrapazen keinesfalls ein zweites Mal Sängerin geworden. Aber das kann man ihr wohl nicht ganz glauben, dieser Stimmkünstlerin mit Herz und Seele. Einmal sagte sie: "Also der Orpheus hätte die Götter nicht erweicht nur mit einer Harfe oder einer Geige, sicher nicht. Nur durch die eigene Stimme erweicht man die Menschen oder die Götter, und das ist doch das Schönste, was es gibt! Das geht nur mit der menschlichen Stimme – ja, davon bin ich ganz fest überzeugt!"

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 16. März 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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