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Brian de Palma Thrillersounds und Gangstertöne

Sein Vater war Chirurg und Brian de Palma soll ihm bei der Arbeit als Kind öfter über die Schulter geschaut haben. Vielleicht hatte er deswegen gar keine Berührungsängste mit Blut. Bei de Palma lautet das Motto: Gemetzel aber genial. Er bringt in der Bildkomposition, der Schnitttechnik und der Dramaturgie die Mittel der großen alten Meister Sergeij Eisenstein, Howard Hawks und vor allem Alfred Hitchcock zur Perfektion. Brian de Palma feiert am 11. September seinen 75. Geburtstag und wir feiern mit.

Carrie - Des Satans jüngste Tochter | Bildquelle: KPA Archival Collection/Süddeutsche Zeitung

Bildquelle: KPA Archival Collection/Süddeutsche Zeitung

Carrie - Des Satans jüngste Tochter

Seinen ersten großen Erfolg feierte Brian de Palma 1976 mit einem Horrorthriller – als erster Regisseur überhaupt wagte er sich an die Verfilmung eines Romans von Stephen King. Er verschuf John Travolta zu seiner ersten Kinorolle und demonstrierte, wie faszinierend und ästhetisch Wahn, Blut und Psychoterror sein können. Hier der kultige Originaltrailer.

In diesem Film brachte de Palma den Einsatz der Suspence (das von Hitchcock etablierte Prinzip, Spannung dadurch aufzubauen, dass die Zuschauer mehr wissen als die Figuren in Film) zur Perfektion. Und er erfand auch eine ganz neue Bildsprache, die nicht nur den Stil der Thriller der 70er prägen sollte, sondern auch heute noch Verwendung findet (wie etwa in der Serie "24": die Rede ist vom Splittscreen. Und für eine Zersplitterung der Wirklichkeit sorgte auch die Musik von Pino Donaggio. Sehen Sie hier die ganze berühmte Ballsaal-Sequenz.

Scarface

Scarface | Bildquelle: mauritius images/United Archives Al Pacino als Toni, das Narbengesicht | Bildquelle: mauritius images/United Archives 1983 erzählte Brian de Palma die Geschichte von Al Capone neu: er verlegte die Handlung in das Kokain-Milieu von Miami. Al Pacino brilierte als cubanischer Drogenboss Tony, Oliver Stone, gerade selbst auf Koks-Entzug, schrieb das Drehbuch - und Jugendschützer schlugen die Hände über dem Kopf zusammen. Der blutrünstige Gewaltexzess mit seinen Verbalentgleisungen (allein 226 Mal wird "fuck" gesagt) beeinflusst sowohl die Machart von Gangsterfilmen als auc hdie Hiphopszene bis heute. Giorgio Moroder blieb mit seinem Score natürlich dem Geist der 80er-Jahre treu, schuf aber eine kontrastierend-trügerisch sphärisch-ruhige Musik - und wurde mit dem Golden Globe belohnt.

The Untouchables - Die Unbestechlichen

4 Jahre nach seiner Umsetzung der Al-Capone-Geschichte im Drogenmilieu Miamis musste dann doch noch die Originalgeschichte her. Natürlich wurde wieder ordentlich geballert - aber diesmal mit dem Stil des Film Noir. Kevin Costner und Sean Connery gaben das Ermittler-Duo und Robert de Niro (den de Palma 1968 entdeckt hatte) spielte die Ganovenlegende Al Capone. Und die Musik stammte auch von einer Legende: Ennio Morricone steuerte den gediegenen, symphonischen Score bei.

Mission: Impossible

Tom Cruise in "Mission: Impossible 2" | Bildquelle: picture-alliance/dpa Tom Cruise als Ethan Hunt | Bildquelle: picture-alliance/dpa Einer der kommerziell erfolgreichsten Filme von Brian de Palma war 1996 "Mission: Impossible". Der Film basierte auch auf einer klassischen Vorlage: nämlich auf der 60er-Jahre-Serie „Mission Impossible“ – die auf Deutsch „Kobra übernehmen Sie“ hieß. Aus der stammte auch das weltberühmte Titel-Thema von Lalo Schifrin. Vergleichen Sie das Original aus der Serie mit dem Sound zum Tom-Cruise-Streifen. Für den Film wurde es umarrangiert und 90er-Jahre tauglich gemacht - und zwar von zwei Mitgliedern der Band U2, nämlich dem Bassisten Adam Clayton und dem Schlagzeuger Larry Mullen, Jr..

Redacted

2007 gelang Brian de Palma nochmal ein Überraschungserfolg: mit "Redacted" (zu Deutsch etwa "redaktionell überarbeitet") schuf er den wohl radikalsten Film der über den Irak-Krieg je gemacht wurde. Für "Redacted" wurde de Palma mit dem Silbernen Löwen in Venedig ausgezeichnet.

Brian De Palma in Venedig | Bildquelle: picture-alliance/dpa de Palma bei der Preisverleihung in Venedig | Bildquelle: picture-alliance/dpa Er wählte die dokumentarische Form eines Videotagesbuchs eines Gis und vermischte es mit abgefilmten Websites, Nachrichtenvideos und mit den Bildern von Überwachungskameras. Genau wie seine Horrorklassiker zuvor spielt der Film mit dem Voyeurismus des Zuschauers – diesmal aber nicht mit überdrehten, ästhetisierten Psychospielchen wie zuvor etwa in "Carrie", sondern mit der Realität des Krieges und dem Bewusstsein, dass der Blick den man auf den Krieg hat, gesteuert ist. Die Realität der amerikanischen Soldaten, die ein 14-jähriges Mädchen vergewaltigen, mischte er mit dem Einsatz von symphonischer Musik - der Sarabande von Georg Friedrich Händel - in diesem Krieg sind nur die Verbrechen noch real.

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