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Alles Gute dem Tribun von Panem Donald Sutherland wird 80

Mit seiner damaligen Freundin Jane Fonda wetterte er öffentlich gegen den Vietnamkrieg, alberte als Militärarzt in der Kriegssatire „Mash“ im Koreakrieg herum,  zeichnete in „Fellinis Casanova“ den berühmten Frauenhelden als tragikomisches Opfer seines eigenen Sex- und Geltungsdrangs. Er drehte mit Julie Christie in dem Grusel-Klassiker „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ eine der berühmtesten Sexszenen der Filmgeschichte, war als Cop in „Klute“ unglücklich verliebt in eine Prostituierte, rannte als Wissenschaftler in „Die Körperfresser kommen“ um sein Leben, gab Kevin Costner in „JFK“ die entscheidenden Hinweise auf Präsident Kennedys Mörder, zeigte in Clint Eastwoods „Space Cowboys“, dass man auch als Astronaut a.D. noch cool sein kann und schuf in der Jane-Austen-Adaption "Stolz und Vorurteil" für Keira Knightley eine der liebenswürdigsten Vaterfiguren des Kinos. Donald Sutherland hat eine großartige Karriere mit über 100 Filmen hinter sich. Und das, obwohl er nie der klassische Film-Beau war.

Donald Sutheland, ein Meister ambivalenter Figuren

Doch der Sohn eines Arbeiters aus Hampton (New Brunswick) überzeugte mit anderen Qualitäten: Charakteristisch ist bei Sutherland sein ruhiges Auftreten, bei dem der Zuschauer nie sicher sein kann, ob unter der Oberfläche nicht ein Vulkan kurz vorm Ausbruch steht. Seine tiefe, unverwechselbare Stimme mit britischem Akzent lässt sich aus Millionen heraushören, seine aufregende Augen können ebenso warmherzig wie grausam blicken. Damit verlieh er seinen Figuren stets eine spannende Ambivalenz und Unberechenbarkeit und empfahl sich ebenso für sympathische Charaktere wie auch Bösewichte. Beides hat er zu Hauf gespielt: Über 100 Filme hat Sutherland auf dem Buckel, darunter mehrere Klassiker, Genre-Stücke, B-Movies und zuletzt Hollywood-Blockbuster-Kino.

Dabei interessiert sich Sutherland, der vor der Schauspielerei ein Ingenieurstudium absolvierte – die Abschlussprüfung hat er nicht bestanden -  vor allem für seine Figuren. „Mir geht es darum, ob in ihnen eine relevante Wahrheit steckt, die ich ausdrücken möchte“, so Sutherland 2014 in einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Das ist mitunter ein Grund, warum sich Sutherland stets bei der Filmarbeit einmischt, gern mit seinen Regisseuren ausgiebig diskutiert. „Ich sage dann immer, die Figur mischt sich ein, ich kann gar nichts dafür“.

Einmischen, Querschlagen, das lag dem fünffachen Familienvater schon immer im Blut. Sutherland ist bekannt für sein politisches Engagement. Mit seiner damaligen Kollegin und Lebensgefährtin Jane Fonda kritisierte er öffentlich den Vietnamkrieg, ging sogar mit einer Antikriegs-Show bei der US-Armee auf Tour, festgehalten in ihrem gemeinsamen Film „F.T.A.“ (Free The Army).

Das ist mit auch der Grund, warum ihn seine jüngste Rolle als Präsident Snow in der Jugend-Sci-Fi-Bestseller-Adaption „Die Tribute von Panem“ reizte. Ein ebenfalls politisch geprägter Stoff. Spielt hier Sutherland doch den Herrscher über ein futuristisches, diktatorisches Amerika und den Gegenspieler einer jungen Amazone alias Jennifer Lawrence, die eine Revolution im Land anzettelt.

Mit 80 Jahren haben sich viele Altersgenossen längst zur Ruhe gesetzt. Sutherland, der heute zu den bekanntesten Kanadiern der Welt gehört, scheint daran überhaupt nicht zu denken. Allein dieses Jahr kommen mit dem letzten „Tribute von Panem“-Teil sowie „Basmati Blues“ und „Forsaken“ drei Filme mit ihm ins Kino. Da wünscht man gern alles Gute.

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