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Best of Netflix-Soundtracks Von "The Crown" bis "The Witcher": Diese Scores sollten Sie kennen

Netflix ist schon lange mehr als eine gigantische Online-Mediathek. Der Video-on-Demand-Dienst produziert selbst hochwertige Filme und Serien mit aufwendigen Kulissen und tollen Soundtracks. Wir stellen Ihnen Scores vor, die besonders gelungen sind.

Queen Elizabeth wird vor dem Buckingham Palace von Passanten begrüßt – Filmszene aus der Netflix-Serie "The Crown". | Bildquelle: picture alliance/AP Photo | Robert Viglasky

Bildquelle: picture alliance/AP Photo | Robert Viglasky

House of Cards

73 Episoden voller Drama, Sarkasmus und politischer Intrigen: Schon die erste Staffel der Netflix-Serie "House of Cards" über den Politiker Frank Underwood war 2013 ein großer Erfolg. Filmkomponist Jeff Beal schuf für alle sechs Staffeln den charakteristischen, spannungsgeladenen Soundtrack – und erzeugt mit ein paar kompositorischen Kniffen das unangenehme Gefühl: "Hier stimmt was nicht". Beispiel Hauptthema: Die Basslinie steht in a-Moll, doch die Melodie geht ein paar Mal in A-Dur über. Dissonanzen, die das manipulative Setting in "House of Cards" widerspiegeln. Wenn Jeff Beal Soundtracks produziert, dann am liebsten im Alleingang. Assistenten oder Orchestrierer braucht er nicht. Die Trompeten-, Gitarren- und Klavierparts spielt er alle selbst ein. Und für die Aufnahmen der Streicher hat er sich kurzerhand ein 17-köpfiges Streicherensemble in sein Wohnzimmer kommen lassen.

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House of Cards (2013) Intro Credits Theme Extended - Jeff Beal | Bildquelle: Brad Turner (via YouTube)

House of Cards (2013) Intro Credits Theme Extended - Jeff Beal

Unorthodox

Schon das Hauptthema des Scores für die Netflix-Serie "Unorthodox" geht unter die Haut– und zieht uns hinein in die packende, emotionale Geschichte der jungen Esty, die vor ihrer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde von New York nach Berlin flüchtet, um ein freieres Leben zu beginnen. Inspiriert ist die vierteilige Miniserie von Deborah Feldmans autobiografischem Roman. Für den italienisch-australischen Komponisten Antonio Gambale war die Arbeit am Soundtrack zu "Unorthodox" keine leichte Aufgabe. Denn die Musik sollte zwar den dokumentarischen Charakter der Serie unterstreichen, aber weder stereotype jüdische Elemente beinhalten noch ins Melodramatische abrutschen. Gambales Lösung: zurückhaltende Klavierakkorde, Synthesizer und leicht unsaubere Streicher, die das "Unperfekte" der Charaktere unterstreichen sollen.

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Esther Shapiro - Unorthodox | Bildquelle: Ovik6280 (via YouTube)

Esther Shapiro - Unorthodox

The Crown

Queen Elizabeths Leben als Netflix-Seifenoper: Vier Staffeln von "The Crown" sind bisher erschienen. Die Hauptdarsteller wechseln, das prägnante Intro bleibt gleich. Hans Zimmer lieferte hierfür den passenden Soundtrack. Eine geheime Bedeutung hat Zimmer in seiner Komposition auch gleich versteckt: Die Basslinie stammt aus der Arie "What power art thou" aus der Oper "King Arthur" des englischen Barockkomponisten Henry Purcell.

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Netflix: The Crown - Opening Credits/Intro | Bildquelle: WhatOnTV (via YouTube)

Netflix: The Crown - Opening Credits/Intro

Stranger Things

Schon die ersten Töne des Soundtracks machen klar, in welcher Zeit die Serie "Stranger Things" spielt. Exzessive Synthesizer? Das können nur die 80er sein... Die Handlung: Vier befreundete Jungen leben im fiktiven Ort Hawkins in Indiana, als plötzlich das Mädchen Elfi auftaucht, das über psychokinetische Fähigkeiten verfügt. Nach und nach kommen die Kinder übernatürlichen Ereignissen und geheimen Experimenten der Regierung auf die Spur. Wer genau hinschaut, entdeckt zahlreiche Referenzen an SciFi- und Horrorfilme aus den 1970er- und 80er-Jahren wie "E.T.", "Shining" oder "Zurück in die Zukunft". Im Soundtrack der beiden Komponisten Michael Stein und Kyle Dixon werden wiederum viele Künstler und Filmkomponisten der 1980er-Jahre gewürdigt, darunter Jean-Michel Jarre, Vangelis oder Fabio Frizzi.

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Stranger Things (Extended) | Bildquelle: Kyle Dixon - Topic (via YouTube)

Stranger Things (Extended)

Das Damengambit

Das Waisenmädchen Elizabeth "Beth" Harmon entdeckt ihr Talent zum Schachspiel und hat nur noch ein Ziel: Sie will Schach-Weltmeisterin werden. Doch der Sport ist eine Männerdomäne, außerdem ist Beth medikamenten- und alkoholabhängig. Wie Beth sich dennoch durchbeißt und als Schachspielerin wächst, unterstreicht Filmkomponist Carlos Rafael Rivera, indem er immer mehr Instrumente in den Soundtrack aufnimmt. Regisseur Scott Frank hatte sich eigentlich einen Klavier-Score für die Serie vorgestellt. Doch schnell kam er mit Rivera überein, dass ein Orchester einfach mehr Farbenreichtum in die Szenen bringen würde – was den vielen Schachszenen sehr gut tut!

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"Main Title" by Carlos Rafael Rivera - The Queen's Gambit | Bildquelle: Carlos Rafael Rivera (via YouTube)

"Main Title" by Carlos Rafael Rivera - The Queen's Gambit

Narcos

Der kolumbianische Drogenbaron Pablo Escobar steht im Mittelpunkt der ersten beiden Staffeln von "Narcos", einer Kriminalserie über Drogenkartelle der 1980er und 1990er-Jahre. Das folkloristische Eröffnungslied "Tuyo" stammt vom Rodrigo Amante, einem brasilianischen Singer-Songwriter. Er hatte überlegt, welche Art Musik Pablo Escobar wohl in seiner Kindheit gehört hatte, als er noch in seinem Elternhaus aufwuchs. Amante beschloss, den Song als Bolero zu schreiben – und hatte damit Erfolg. "Tuyo" wurde unter anderem für den Primetime Emmy Award in der Kategorie "Outstanding Main Title Theme Music" nominiert.

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Narcos | Opening Credits [HD] | Netflix | Bildquelle: Netflix (via YouTube)

Narcos | Opening Credits [HD] | Netflix

The Witcher

Erst ein polnischer Roman, dann ein Computerspiel – und nun eine achtteilige Netflix-Serie. Die düstere Fantasy-Saga um den Hexer Geralt von Rivia zieht Fans auf der ganzen Welt in ihren Bann. Für den Score arbeitete die russische Komponistin Sonya Belousova gemeinsam mit ihrem Schweizer-italienischen Kollegen Giona Ostinelli. Belousova brachte dabei ihr Know-How als klassische Musikerin mit ein, Ostinelli seine Erfahrungen in Rock- und Jazzbands. Das Resultat: ein virtuoser, mittelalterlich angehauchter Soundtrack voller Folktunes, Tänze und Lieder, teils auf außergewöhnlichen historischen Instrumenten gespielt. Belousova und Ostinelli probierten während der Arbeit an "The Witcher" selbst über 60 neue Instrumente aus. Ihre Erklärung: Nur wenn man weiß, wie ein Instrument funktioniert, kann man auch angemessen dafür komponieren.

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They're Alive | Bildquelle: Sonya Belousova - Topic (via YouTube)

They're Alive

BoJack Horseman

"BoJack Horseman", die erste animierte Netflix-Serie für Erwachsene - ist nicht nur eine hervorragend recherchierte sondern die wohl lustigste Serie über Depressionen und Suchtkrankheiten. Titelheld ist das anthromorphe Pferd BoJack Horseman, ein ehemaliger 90er-Jahre-Serienstar, der den Höhepunkt seiner Karriere längst überschritten hat und dringend ein neues Lebensziel braucht. Was er erlebt, ist mal sentimental, oft irre komisch. Das liegt auch an Jesse Novaks überdrehtem Soundtrack, der die Geschichte miterzählt hat und die Lachmuskeln zusätzlich strapaziert. Dabei ist sicher Novaks Vergangenheit als Comedian ein Plus... Für die erste Staffel schrieb Novak etwa den völlig schrägen "Mr. Peanut Butter Theme Song" zur fiktiven Sitcom "Mr. Peanut Butter's House", ohne dass er dafür beauftragt worden wäre. "Ich dachte einfach, es sei witzig", so Novak. Das Filmteam fand den Song grandios – und verlangte ein paar Staffeln später noch eine längere Version. Ein absolutes Highlight ist aber der tragikomische Revue-Song "Don't Stop Dancing", den u.a. Bojacks einstige Sitcom-Tochter Sarah-Lynn (erinnert an die Olsen-Twins, Britney Spears und Lindsay Lohan) in einem surrealen Moment am Ende der letzten Staffel singt.

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Don’t Stop Dancing (Original & Reprise) - Bojack Horseman | Bildquelle: Emerly (via YouTube)

Don’t Stop Dancing (Original & Reprise) - Bojack Horseman

The Trial of the Chicago 7

Der britische Komponist Daniel Pemberton hat schon mit seiner Musik zu "The Man from U.N.C.L.E." bewiesen, dass er sein Handwerk versteht. Großartig ist auch sein Filmsong "Hear my Voice", den er zusammen mit der britischen Popsängerin Celeste für "The Trial of the Chicago 7" geschrieben hat. Die hochgelobte Netflix-Produktion (Regie: Aaron Sorkin) thematisiert einen Gerichtsprozess gegen sieben Anti-Vietnamkriegs-Demonstranten. "Hear my Voice" ist eine schöne, klassisch arrangierte Film-Ballade. Auch der Rest des Soundtracks lohnt sich: Mit seinem Breitwand-Vintagesound, Orgel, Bläsern und fetzigen Drums fängt er die Atmosphäre des Chicago der 60er-Jahre perfekt ein.

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Celeste - Hear My Voice (Official Video) | From The Trial of the Chicago 7 on Netflix | Bildquelle: celesteVEVO (via YouTube)

Hear My Voice (Official Video) | From The Trial of the Chicago 7 on Netflix October 16

Sendung: "Cinema – Kino für die Ohren", sonntags ab 18:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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