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Saul Bass – Meister des Vorspanns "Vertigo", "Psycho", "Alien" – und Cat Content

Seinen Namen kenen Sie vielleicht nicht, aber seine Arbeit schon! Der Graphiker und Filmemacher Saul Bass hat unter anderem Logos (etwa die von "Minolta" und "BP") und Vorspänne designt – und er half Hitchcock bei der Gestaltung der Duschszene in "Psycho". Zu seinem 100. Geburtstag präsentieren wir hier seine besten Arbeiten – mit ihren weltberühmten Soundtracks.

Plakat von Saul Bass zu "The Man with the golden Arm" | Bildquelle: picture alliance/Everett Collection

Bildquelle: picture alliance/Everett Collection

1955 – "Der Mann mit dem goldenen Arm"

Saul Bass, der 1920 in New York geboren wurde und direkt nach seinem Schulabschluss als Designer arbeitete, kam 1946 nach Los Angeles. Seinen ersten Auftrag bekam er von Otto Preminger, für den er dann alle Poster und Vorspänne designte, unter anderem für "Der Mann mit dem goldenen Arm" mit Frank Sinatra. Und dieser Vorspann war damals eine Sensation. Bass wurde sofort zum angesagtesten Designer Hollywoods. Denn er hatte was vollkommen Neues geschaffen: konzeptionelles Titeldesign. Auf den Plakaten bildete er hier nicht mehr, wir zu dieser Zeit üblich, einfach gezeichnete Köpfe der Hollywood-Stars ab, sondern entwarf emblemhafte Motive, die zum Logo des Films wurden. In den Vorspännen zeigte er keine Szene mehr, sondern eine vereinfachte, symbolische Designsprache, die vor allem abstrakt ist und trotzdem alle wesentlichen Elemente des Films und dessen Atmosphäre erzählt. In "Der Mann mit dem goldenen Arm" verschmelzen Saul Bass' Graphiken kongenial mit der Musik von Elmer Bernstein.

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The man with the golden arm 1955) Trailer | Bildquelle: Bolinha França (via YouTube)

The man with the golden arm 1955) Trailer

1958 – "Vertigo"

Und dann kam Alfred Hitchcock. Gleich die erste Zusammenarbeit führte zu einem filmischen Meilenstein, der ohne Saul Bass nicht denkbar gegewesen wäre: "Vertigo". Hier verwendete Bass ein zentrales Motiv des Films – nämlich die Höhenangst, an der der Protagonist James Stewart leidet –, und das setzt er grafisch im Vorspann um und zitiert dabei Hitchcocks berühmten Kameratrick: Um das Schwindelgefühl James Stewarts im Kirchturm auf die Zuschauer zur übertragen, lässt Hitchcock die Kamera wegfahren, während sie ranzoomt, oder umgekehrt. Dadurch verzerren sich die Größenverhältnisse und die Raumwahrnehmung. Um diesen Effekt zu perfektionieren, ließ Hitchcock das Treppenhaus übrigens liegend aufbauen und die Kamera auf Schienen durchfahren. Saul Bass setzt diesen Eindruck im Vorspann in Form von Spiralen um, zur eindringlichen Musik von Bernard Herrmann.

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Das Plakat zu "Vertigo", designed von Saul Bass | Bildquelle: picture alliance / akg

Vertigo -- OPENING TITLE SEQUENCE

1960 – "Psycho"

Die Zusammenarbeit mit Alfred Hitchcock ging weiter. Saul Bass entwarf beispielsweise den Vorspann zu "North by Northwest" (deutsch: "Der unsichtbare Dritte") und dann folgte das Meisterwerk "Psycho". Im Vorspann kommen die schwarzweißen Streifen staccatoartig wie Messerstiche von der Seite auf die Leinwand, passend zum Soundtrack von Bernard Herrmann. Lange war es nur ein Gerücht, dass Saul Bass bei "Psycho" nicht nur den Main Title kreierte, sondern auch die berühmteste Szene des Films: den Mord unter der Dusche. Mittlerweile belegen Skizzen und Storyboards, dass Saul Bass an der Duschsequenz mitarbeitete, und dass er während der gesamten Drehzeit der Sequenz am Set war. Eigentlich wollte Hitchcock für diese Szene keine Musik haben, doch der Komponist Bernard Herrmann hielt sich nicht an diese Anweisung und vertonte sie trotzdem. Und das hat sich bekanntlich gelohnt.

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The Shower - Psycho (5/12) Movie CLIP (1960) HD | Bildquelle: Movieclips (via YouTube)

The Shower - Psycho (5/12) Movie CLIP (1960) HD

1962 – "Walk on the Wild Side" ("Auf glühendem Pflaster")

Legendär wurde auch ein Titelvorspann, für den wieder Elmer Bernstein die Musik beisteuerte und der ganz anders funktionierte. Er war nicht gezeichnet, sondern real gefilmt – und trotzdem innovativ: der Vorspann zu "Walk on the Wild Side" (deutsch: "Auf glühendem Pflaster") Der hat das, was im Internet alle wollen: Catcontent. Zu der schwülen Jazzmusik Bernsteins tauchen im Dunkeln nämlich die leuchtenden Augen einer schwarzen Katze auf, die danach in Zeitlupe einen "Cat Walk" im wahrsten Sinne des Wortes hinlegt – mit einer Coolness und Eleganz, die ihresgleichen sucht. Die Kamera begleitet sie hautnah, von oben, von der Seite, von vorne, immer im Rhythmus der Musik.

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Walk On The Wild Side -BEST title/credits sequence Ever!!!  HD | Bildquelle: vegas1a (via YouTube)

Walk On The Wild Side -BEST title/credits sequence Ever!!! HD

1968 – "Why Man Creates"

Zugegeben, das ist kein Vorspann. Dennoch darf diese Arbeit von Saul Bass nicht fehlen, denn für sie gab es 1969 den Oscar! Saul Bass wurde bei seinem Regie-Debüt für diesen Animations-Dokumentar-Kurzfilm ausgezeichnet. Ein seltenes Fundstück.

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Saul Bass short film Why Man Creates | Bildquelle: MonosonicJukeJoint (via YouTube)

Saul Bass short film Why Man Creates

1979 – "Alien I"

In seiner Hauptdisziplin – dem Titel-Design – schuf Bass dann nochmal im Jahr 1979 den Main Title zu einem Sci-Fi-Film. Bass entwarf den Vorspann zu diesem Film "uncredited", also ohne, dass sein Name genannt wurde. Es handelt sich um den ersten "Alien"-Film von Ridley Scott. Im dunklen Weltraum tauchen langsam weiße Balken in scheinbar loser Anordnung auf, die sich allmählich zum Filmtitel zusammensetzen. Für die gruselige Musik dazu sorgte Altmeister Jerry Goldsmith.

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Sigourney Weaver im ersten Teil der "Alien"-Reihe von 1979 | Bildquelle: picture alliance/Everett Collection

Alien (1979) - Opening credits

Sendung: "Cinema" am 10. Mai 2020 ab 18:05 Uhr auf BR-KLASSIK
"Saul Bass - das Genie des Vorspanns"

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