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Was heute geschah – 14. April 1768 Architekt François de Cuvilliés stirbt

München, 14. April 1768. Hofbaumeister und Dekorationsgenie François de Cuvilliés stirbt. Er gilt quasi als einflussreichster Influencer des Rokoko und setzt europaweit neue ästhetische Trends. Dabei exisitiert nicht einmal ein Porträt des Paradiesvogels. In über 50 Büchern dokumentiert der gebürtige Wallone, von dem seinen Willen zum Design. Und der durchdringt nahezu den gesamten Lebensraum. Vor allem München prägen viele seiner Entwürfe: das nach ihm benannte Theater oder die Theatinerkirche.

Feldherrnhalle und Theatinerkirche in München | Bildquelle: BR / Ernst Eisenbichler

Bildquelle: BR / Ernst Eisenbichler

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François de Cuvilliés entwirft Stuck an Decken und Wänden, Himmelbetten, Tischchen, Wandpaneelen, Ornamente, Kücheneinrichtung, Sitzgelegenheiten und auch schmiedeeisernen Dekorationsnippes gestaltet er. Und weil Cuvilliés seine Ideen auf Stichen dokumentiert, überrollt das Anschauungsmaterial von München ausgehend rasch fast ganz Europa.

Vom Hofzwerg zum Hofbaumeister

François de Cuvilliés setzt neue ästhetische Trends. Dabei ist sein Job, als er mit 12 Jahren an den kurfürstlichen Hof kommt, ein ganz anderer: Cuvilliés ist kleinwüchsig und dient so der puren Belustigung. Weil aber der Kurfürst den Knirps persönlich unter seine Fittiche genommen hat, erhält Cuvillies eine Ausbildung an der renommierten Pariser "Académie royale d’architecture".

Herr Cuvilliés redet nicht viel, aber was er sagt, ist gut gesprochen.
Aussage eines Zeitgenossen von François de Cuvilliés

Küchen, Schlafzimmer, Schlösser – und ein wunderschönes Theater

Blick in die Hofloge | Bildquelle: picture-alliance/dpa Blick in die Hofloge des Cuvilliés-Theaters | Bildquelle: picture-alliance/dpa Kaum zurück in München, schustert ihm der Kurfürst einen Posten zu, und zwar als Hofbaumeister! Die anderen Anwärter sind entrüstet. Zumal der Günstling extrem schlecht Deutsch spricht, was ihm in Bayern nicht zum Vorteil gereicht. Im Gegenteil. Trotzdem läuft es ganz gut für Cuvillies: Er gestaltet Schlafzimmer, Jagd- und Lust-Schlösschen, diverse entzückende Palais, den Spiegelsaal der Amalienburg und er macht sich sogar als Revolutionär im Küchendesign einen Namen, indem er den Prototyp für die sogenannte Schauküche entwirft: einen Castrolherd, also einen schmucken Herd mit geschlossenem Feuerkasten und durchlöcherter Kochplatte. Nannerl Mozart ist hingerissen von dieser Wohnküche im Schlösschen:

Amalienburg ist das schönste, wo drinen das schöne Bett ist und die Küche, wo die Kurfürstin selbst gekocht hat.
Nannerl Mozart

Ein purpurrotes Theater – nach Cuvilliés benannt

Ein genialer Wurf gelingt Cuvilliés, als das Residenztheater abbrennt: Er erbaut ein bezauberndes neues Theater, in purpurrot, gold und weiß. Hier feiert Mozarts Idomeneo 1781 seine Uraufführung. Heutzutage kennen wir die Bühne im Herzen der Münchner Residenz als Cuvilliés-Theater.

Es wurde übrigens viel getratscht, wie ein Hofzwerg überhaupt zum Hofbaumeister aufsteigen kann. Er sei der Beifang eines amourösen Abenteuers von Kurfürst Max II. Emanuel von Bayern, tuscheln die Leute. Beweise dafür gibt es bis heute nicht, Gegenbeweise auch nicht. Verewigt hat sich der kleine Mann Cuvilliés jedenfalls durch seine ästhetische Größe.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7.40 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 14. April 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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