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13. April 1742 – Händels "Messias" wird uraufgeführt Musik, die Sünden vergeben kann?

Die "William Neal's New Music Hall" platzt aus allen Nähten. Alles, was in Dublin Rang und Namen hat, drängt sich in den Saal an der Fishamble Street. Alle Fenster müssen weit aufgerissen werden, damit niemand in Ohnmacht fällt. Im Vorfeld hatten Zeitungsanzeigen sogar gebeten, die Damen der feinen Gesellschaft mögen ihre ausladenden Reifröcke Zuhause lassen, um möglichst viel "Raum fürs Publikum zu schaffen".

Denkmal mit Partitur des "Messias Oratorium" von Georg Friedrich Händel | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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War der Grund für den Andrang, dass ein in ganz Europa gefeierter Komponist der irischen Stadt die Ehre seiner Anwesenheit gab? Nicht nur. Die Premiere des "Messias" stand unter einem besonderen Stern, dem der Wohltätigkeit: "Zur Entlastung der Gefangenen der verschiedenen Schuldgefängnisse, zur Unterstützung des 'Mercer's Hospital' in der Stephen's Street und der 'Charitable Infirmary' am Inn Quai", schrieb die Lokalpresse über die Verwendung der Eintrittsgelder.  

Oratorium statt Oper

Georg Friedrich Händel hatte den "Messias" im Sommer des Vorjahres in seiner Wahlheimat London komponiert – in rekordverdächtigen 24 Tagen. Es war eine Zeit der Krise und des Umbruchs gewesen. Der eingebürgerte Engländer war als Opern-Komponist außer Mode gekommen und hatte ein neues Tätigkeitsfeld für sich entdeckt: das Oratorium. In diesem Moment der Neuorientierung kam Händel eine Einladung von William Cavendish – seines Zeichens britischer Statthalter in Irland – gerade recht: Der Komponist sollte der grünen Insel eine "musikalische" Visite abstatten.  

Weib, dafür sollen dir alle deine Sünden vergeben werden.

Mega-Ereignis löst Euphorie aus

Die Dubliner Uraufführung des "Messias" war ein Riesenerfolg. Nichts verdeutlicht die Euphorie des Publikums besser, als der spontane Ausruf eines ehrwürdigen Theologen, der eine Arie der berühmten Sängerin Susannah Cibber so kommentierte: "Weib, dafür sollen dir alle deine Sünden vergeben werden." Susannah Cibber, die Händel extra aus London hatte anreisen lassen, hatte kurz zuvor für einen im ganzen Land diskutierten Skandal gesorgt: Mit Wissen ihres Gatten, der sich seine Toleranz bezahlen ließ, war sie ein Verhältnis mit einem wohlhabenden Adligen eingegangen.

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MESSIAH, G.F. Händel - Hallelujah! Salzburger Bachchor; Bach Consort Wien | Bildquelle: SCARLATTI Arts international (via YouTube)

MESSIAH, G.F. Händel - Hallelujah! Salzburger Bachchor; Bach Consort Wien

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 13. April 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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