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Was heute geschah – 22. September 1947 Leonard Bernstein dirigiert erstmals Mahler

New York, 22.September 1947 – Leonard Bernstein dirigiert erstmals eine Mahler- Symphonie. Er ist gerade in seinem 30.Lebensjahr angekommen: Leonard Bernstein. Im ausverkauften Eröffnungskonzert seiner dritten Spielzeit im City Center New York präsentiert er sich erstmals als Mahler-Interpret: mit der monumentalen Zweiten in c-Moll, der sogenannten "Auferstehungssymphonie".

Leonard Bernstein | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Und damit startet der Dirigent eine Art Kreuzzug. Denn immer noch formulieren Kritiker Einwände gegen Mahler, dessen Tod damals schon 36 Jahre zurückliegt. Gerade diese Zweite, so liest man, sei das "pompöseste, hohlste Getöse, das je fabriziert wurde".

Man kann nie genug übertreiben.
Leonard Bernstein zur Mahler-Interpretation

Spannung fast bis zum Zerspringen

"Alle Leute sprechen von diesem Element in Mahlers Musik", sagte Bernstein. "Jeder verspürt so etwas. Wenn man dem eine Bedeutung beimessen will, eine schlechte oder negative, so kann man das durchaus. Das Dritte Reich tat das – um die Musik als illegal abzustempeln. Auf der anderen Seite ist es wirklich etwas ganz Positives und gibt Mahler eine Menge seines originalen Klangs. Wie erklärt sich also diese enorme Spannung, fast bis zum Zerspringen? Man kann also nie genug übertreiben. Eigenartig. Und Mahler versucht einem das in seinen Partituren zu sagen."

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Mahler 2 "Resurrection" symphony - finale with English subtitles conducted by Leonard Bernstein | Bildquelle: Frederico Gouveia (via YouTube)

Mahler 2 "Resurrection" symphony - finale with English subtitles conducted by Leonard Bernstein

Riesiger Strudel von brodelnder Dramatik

Die überbordende Emotionalität Mahlers steckt auch in Lennie. Eine Selbsterkenntnis, die er kurz zuvor bei einem Konzert von Artur Rodzinski als Interpret derselben Symphonie gehabt hat. Jetzt, wo er das Werk selbst dirigieren darf, treibt er sein Orchester vom Pult aus in riesige Strudel von brodelnder Dramatik. Vor Hochspannung droht alles zu bersten. Beim New York Philharmonic durchlebt auch noch der 69-jährige Dirigent vor Mikrofonen DaCapo die geliebte "Auferstehungssymphonie". Die Begeisterung für Mahler erklärt sich bei diesem Mann mit einer tiefen Geistes- und Wesensverwandtschaft. Im Zentrum dabei: eine exzessive Liebe zum Leben, aber auch das Leiden daran.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7.40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 22. September 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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