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13. Juli 2014 - Lorin Maazel stirbt Das Ende einer Ära

Präziseste Schlagtechnik, unglaubliche Gedächtniskraft und Eleganz zeichneten Lorin Maazel aus. Auch als er noch im hohen Alter von 82 Jahren sein letztes Amt als Chefdirigent antrat. Den Vertrag konnte er jedoch nicht mehr bis zum Ende erfüllen.

Der Dirigent Lorin Maazel | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Als hätte er sein baldiges Lebensende vorausgeahnt: 2012 trat Maazel sein letztes Amt als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker mit der Neunten Symphonie von Gustav Mahler an, der letzten vollendeten des Komponisten. Bei der Vertragsunterzeichnung 2010 hatte der damals 80-Jährige gewitzelt: "Bin ich nicht zu alt für Euch? Habt Ihr nicht Angst, dass ich irgendwie im Laufe des Vertrages krepieren werde?"

Aber als Maazel dann zwei Jahre später ans Pult trat, präsentierte er sich in Topform: "Ich habe mich auf diesen Tag vorbereitet als einer, der doch nicht mehr so jung ist, aber trotzdem sehr viel Liebe zum Sport hat. Also mit anderen Worten: Ich habe Tennis gespielt, bin geschwommen, habe viele Spaziergänge gemacht - und dabei auch studiert", so äußerte sich Lorin Maazel zu seinen Vorbereitungen auf das neue Amt als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker.

Maazel kehrt nach München zurück

Dirigent Lorin Maazel bei der Vertragsunterzeichnung mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und Prof. Albert Scharf 1992 | Bildquelle: BR/Foto Sessner Lorin Maazel (li) bei der Vertragsunterzeichnung mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und Prof. Albert Scharf (re) 1992 | Bildquelle: BR/Foto Sessner Für den amerikanischen Superstar und Alleskönner war es eine Rückkehr nach München, wo er von 1993 bis 2002 bereits Chefdirigent beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks gewesen war. Eigentlich hatte Maazel keine feste Position mehr annehmen wollen, doch dann ließ er sich noch einmal von den Qualitäten der Münchner Philharmoniker ködern: "Ich würde sagen Eleganz, Beweglichkeit der Phrasierung, Korpsgeist - das heißt, das Orchester ist sehr motiviert, das höchste Niveau zu erreichen. Und ich werde versuchen, eben das Niveau des Orchesters weiter in die Zukunft zu tragen und zu pflegen."

Dafür blieb ihm nicht mehr viel Zeit. Im Juni 2014 trat Maazel wegen gesundheitlicher Probleme überraschend von seinem Amt zurück. Ein Schock für das Orchester - die kommende Saison war rund um seinen 85. Geburtstag geplant. Doch den erlebte er nicht mehr, einen Monat nach seinem Rücktritt war Lorin Maazel bereits tot. Mit 84 Jahren starb er am 13. Juli auf seiner Farm in Virginia.

Das Ende einer Ära

Spontan organisierten die Münchner Philharmoniker und der Philharmonische Chor sowie Symphonieorchester und Chor des Bayerischen Rundfunks in der Münchner Jesuitenkirche Sankt Michael eine bewegende Aufführung des Brahms-Requiems - am Pult stand der designierte Maazel-Nachfolger Valery Gergiev. Es war das abrupte Ende einer Ära. Maazels Tod hinterließ nicht nur an der Spitze der Münchner Philharmoniker eine empfindliche Lücke: Die Musikwelt trauerte um ein Jahrhunderttalent.

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