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Musikfrauen vorgestellt Barbara Strozzi – Komponistin und Sängerin

Es hätte leicht das kurze Leben eines armen, ungebildeten, chancenlosen Mädchens werden können, aber die Kleine hat Glück. Und so wurde Barbara Strozzi zu einer großen Musikerpersönlichkeit des 17. Jahrhunderts.

Weltfrauentag – die Komponistin Barbara Strozzi | Bildquelle: Du BR/colourbox.com, Illustration: Christian Sonnberger/BR

Bildquelle: Du BR/colourbox.com, Illustration: Christian Sonnberger/BR

Der Steckbrief

  • Strozzi, Barbara
  • Komponistin und Sängerin
  • Durchsetzungsfähig, unbeirrbar, einsam
  • Geboren am 6. August 1619 in Venedig
  • Nationalität: italienisch
  • (Haupt-) Wohnort: Venedig

Barbara Strozzi kommt als uneheliche Tochter von Isabella Garzoni zur Welt, einer Angestellten im Haus des einflussreichen Gelehrten und Dichters Giulio Strozzi. Der verstößt sie nicht, sondern gibt ihr zu essen und zu lesen, macht sie mit den Künsten vertraut und erzieht sie so, als hätten Frauen Anfang des 17. Jahrhunderts die gleichen Chancen wie Männer.

Kein Wunder: Barbara ist seine Tochter, als erwachsene Komponistin wird sie auch seinen Namen tragen: Strozzi. 1644 veröffentlicht Barbara Strozzi ihr erstes Werk. Im Vorwort schreibt die Schülerin von Francesco Cavalli fast trotzig:

Das erste Werk, das ich, als eine Frau, so kühn und wagemutig ans Tageslicht gebracht habe.
Barbara Strozzi

Immun gegen Sticheleien und Häme.

Seit ihr Vater Giulio 1637 die "Accademia degli Unisoni" gegründet hat, vor der Barbara regelmäßig als Sängerin auch mit eigenen Kompositionen auftritt, erlebt die talentierte Musikerin eine Mischung aus Anerkennung, Irritation und Anfeindung. Dass eine Frau singt, mag wohlfeil sein, dass sie komponiert – musikalisch komplexe, tiefsinnige und anrührende Lieder über die zumeist unerfüllte Liebe – ist in den Augen vieler männlichen Kollegen ein Affront. Doch Strozzi lässt nicht locker, ihre Begabung und ihre solide Ausbildung bei den Meistern der Zeit machen sie immun gegen Sticheleien und Häme.

Strozzi komponiert Arien, Kantaten und Madrigale, weltliche Musik für Sopran und Begleitinstrumente – Stücke, die zu ihr selbst passen. Sie feilt an Kleinigkeiten: virtuosen Bassläufen, kühnen harmonischen Wendungen und einer engen Verknüpfung von Text und Melodie. Am Ende ihres Lebens hat sie es geschafft: Ihre Werke werden gedruckt und verlegt, und sie bleiben lebendig, auch 400 Jahre später. Der Preis: ein isoliertes, zurückgezogenes, wohl auch wenig erfülltes Privatleben. Wirklich verstanden wurde Barbara Strozzi damals wohl von den wenigsten.

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