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24. Juni 1815 – Paganini und die Cavanna-Affäre Gefängnis für den Teufelsgeiger

Genua, 24. Juni 1815 . Ein totes Kind kommt zur Welt. Paganinis Kind. Das grauenvolle Ende einer kleinen Liebschaft. Dabei hätte mehr daraus werden können. Denn kaum etwas anderes wünschte sich der Geigenvirtuose zu diesem Zeitpunkt mehr als eine Familie.

Niccolò Paganini | Bildquelle: picture-alliance / dpa

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Immer wieder schreibt Paganini in den Briefen an seinen Freund, den Rechtanwalt Luigi Germi, von Heiratsplänen. Gut, der Name der potentiellen Braut wechselt bisweilen, aber dass Paganini eine Familie will, das steht fest. Und dann trifft er die 20-jährige Modistin Angelina Cavanna. Er selbst ist da Anfang dreißig.

Paganinis unglückliche Flucht

Sie bewundert ihn, er findet sie hübsch und kurz darauf ist Angelina schwanger. In Sachen Trauschein überstürzt Paganini erst mal nichts, sondern flieht mit der jungen Frau in die Berge. Zum Nachdenken. Keine gute Idee, wie sich bald herausstellt, denn als das tote Kind zur Welt kommt, zeigt Angelinas Vater Paganini an: wegen Entführung und Verführung seiner minderjährigen Tochter. Das ist nicht gut für die Karriere eines Geigenstars. Viel schlechter aber noch ist seine Verhaftung und die Tatsache, dass Paganini ins Gefängnis muss.

Paganini – ein Frauenmörder?

Die Gerüchteküche brodelt: Was hat der Teufelsgeiger mit ihr gemacht? Einer, der so spielt und so aussieht? Der Ruf vom Frauenmörder macht die Runde und aus den wenigen Wochen, die Niccolò Paganini tatsächlich in Haft verbringt, werden in den Legenden um den Künstler Jahre.

Paganini wird die Legende nicht mehr los

Um die Angelegenheit klein zu halten, bietet Paganini Angelinas Vater Geld an, leugnet jedoch die Vaterschaft und versucht, den tatsächlichen Sachverhalt in der Öffentlichkeit geradezurücken. Nutzt alles nichts. Die Legende vom dämonisch verführerischen Geigenvirtuosen ist einfach zu schön. Und Paganini wird sie nicht mehr los, auch nicht, als das Verfahren gegen ihn im Jahre 1822 endlich eingestellt und er zu einer Geldstrafe von 4.400 Lire verurteilt wird.

Seinem Siegeszug durch die Konzertsäle Europas hat die Cavanna-Affaire aber nicht geschadet, im Gegenteil. 

Julia Fischer spielt Paganinis berühmte Caprice op. 1, Nr. 24

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Caprice 24 Paganini - Julia Fischer | Bildquelle: Nicolas PL (via YouTube)

Caprice 24 Paganini - Julia Fischer

Was heute geschah

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Sendung: "Allegro" am 24. Juni 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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