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22. Dezember 1896 - Richard Strauss beim Prinzregenten Luitpold Münchner oder Wiener Strauss?

Viertel nach elf am Vormittag: Richard Strauss zupft sich den Anzug zurecht und streicht sich noch einmal den Schnauzer glatt. Er ist nervös, denn Prinzregent Luitpold erwartet ihn zu einer Audienz.

Richard Strauss, Prinzregenten Luitpold | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Luitpold ist Bayerns König ohne Krone. Seit zehn Jahren regiert er das Land an Stelle seines geisteskranken Neffen König Otto. Luitpold hat den Ruf, etwas bieder zu sein und sich für kulturelle Belange nicht wirklich zu interessieren.

Das junge Talent Richard Strauss, das in Bayreuth bereits Erfolge feierte und dem in Weimar alle musikalischen Freiheiten gewährt wurden, leitet auch in München die Hofkapelle. Mit einem vielversprechenden Vierjahresvertrag war das Ehepaar Strauss an der Münchner Oper angetreten. Folglich muss der Landesherr dem Strauss doch zumindest die Hand schütteln und ihm das Beste wünschen für ein Orchester, das in den letzten Jahren unter Leitung des kranken Dirigenten Herrmann Levi ein wenig verschlampte. Levi durfte nun endlich seine wohlverdiente Pension antreten und dieser Richard Strauss soll neuen Schwung in den Laden bringen. Alles wird gut! Von wegen.

Audienz beim Prinzregenten

Der fast 80-jährige Prinzregent begrüßt seinen Hofkapellmeister und fragt ihn: "Sagen Sie mir einmal, wie sind Sie denn mit den Wiener Sträußen verwandt, Herr Hofkapellmeister?" Nicht, dass Richard Strauss Vorbehalte gegenüber der Johann-Strauß-Sippe in Wien gehabt hätte, aber etwas mehr Bildung hatte er vom bayerischen Landesfürsten schon erwartet.

"Ich bin Münchner, mein Vater sitzt seit über vierzig Jahren in des Regenten Hoforchester!", antwortet Strauss mit ernster Miene und weiß in diesem Augenblick, dass er es nicht lange aushalten wird in seiner altmodischen Heimatstadt. Den erhofften Posten des Generalmusikdirektors in München, in der Nachfolge Levis, wird er nie bekommen. Bereits zwei Jahre später verlässt Strauss München und wird Erster königlich preußischer Hofkapellmeister in Berlin.

Dass man sich in München auch Jahre später nicht wirklich für den Komponisten Richard Strauss interessierte, zeigt eine ganz ähnliche Aussage im Jahr 1939. Richard Strauss war längst weltberühmt, er feierte seinen 75. Geburtstag im Rahmen eines Banketts. Und der Oberbürgermeister gratulierte mit der Anrede: "Sie Herr Doktor Strauss, als Wiener…."

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