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Was heute geschah – 30. August 1835 Das erste Treffen von Mendelssohn und Schumann

Leipzig, 30. August 1835. Schumann und Mendelssohn begegnen sich das erste Mal. Schumann ist schwer beeindruckt und bewundert den erfolgreichen Mendelssohn. Und zwar in erster Linie wegen dessen selbstverständlicher Coolness – die Schumann so völlig abgeht.

Felix Mendelssohn Bartholdy, 1835 | Bildquelle: picture alliance/Mary Evans Picture Library

Bildquelle: picture alliance/Mary Evans Picture Library

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"Es flogen ihm hunderte Herzen zu, schon im ersten Augenblicke!" Eines der "fliegenden Herzen" gehört Robert Schumann. Er ist hingerissen von diesem Felix Mendelssohn, als er den Kapellmeister an jenem Augusttag im Gewandhaus zum allerersten Mal erlebt. Die beiden freunden sich an, essen fast täglich gemeinsam zu Mittag. Bis Mendelssohn heiratet.

Der hellste Musiker?

Die Treffen werden weniger, die Begeisterung von Schumann bleibt: "Mendelssohn halte ich für den ersten Musiker der Gegenwart, ich ziehe vor ihm, wie vor einem Meister, meinen Hut. Wie frei, wie zart, wie künstlerisch, wie meisterhaft er ist." In Schumanns Aufzeichnungen steht: "Er war keiner Schmeichelei zugänglich, keiner fähig!" Und dann noch: "Er ist der hellste Musiker, der die Widersprüche der Zeit am klarsten durchschaut!" Außerdem: "Das Lächeln um die Lippen hat niemand schöner als er".

Bewunderung oder Neid?

Robert Schumann sitzt über Noten am Tisch am Abend | Bildquelle: picture-alliance / akg Robert Schumann sitzt über Noten am Tisch | Bildquelle: picture-alliance / akg Das hört ja gar nicht mehr auf! Schumann erhebt Mendelssohn zu einem Gott, naja, zumindest zu einem Halbgott. Aber wieso nur? Steckt in Schumanns Bewunderung eine Prise Neid? Vielleicht. Auffällig ist, wie Schumann an Mendelssohn vor allem dessen ausgeglichenen Seelenzustand hervorhebt, während er bei so mancher Komposition durchaus noch Lernbedarf sieht. Ihn beeindruckt Mendelssohns "Coolness", die dem selbstzweiflerischen Schumann fehlt. Er, Schumann, musste seine Pianistenkarriere an den Nagel hängen. Er, Schumann, wurde nicht auf den Händen der Familie ins Künstlerleben getragen, sondern musste sich zunächst mit der Juristerei quälen.

Tausend Erinnerungen

Vielleicht ist es aber auch Mendelssohns früher Tod, der Schumann so schockiert, dass er gar nicht anders kann, als verklärend zu schwärmen. Clara Schumann notiert: "Wir sprechen jetzt immerzu von Mendelssohn. Und tausend Erinnerungen drängen sich auf. Robert beschäftigt sich damit, all die Briefe von ihm und andere Erinnerungen zusammen zu suchen!"
Von Mendelssohn übrigens gibt es keinen Hinweis darauf, dass ihn Schumann nach ihrer ersten Begegnung auch nur annähernd so tief beeindruckt hätte.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 30. August 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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