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Liszt trifft Schumann Erst Streit, dann Friedensangebot

Weimar 05. Juni 1849. Es sollte ein nett gemeinter Überraschungsbesuch werden. Doch als Franz Liszt mit Richard Wagner beim Ehepaar Schumanns auftaucht, ist das erst der Anfang einer unglücklichen Verkettung. Gottseidank ist die Angelegenheit letztlich versöhnlich ausgegangen.

Komponist Robert Schumann | Bildquelle: dpa/akg-images

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"Hochverehrter Freund, niemand verehrt und bewundert Sie aufrichtiger als meine Wenigkeit". Äußerst liebenswürdig hält Franz Liszt den Tenor in seinem Brief an Robert Schumann. Immerhin ist der ihm noch vor kurzem beinahe an die Gurgel gegangen. Hintergrund der handfesten Auseinandersetzung: Liszt stattet Schumann einen Überraschungsbesuch ab, gemeinsam mit Richard Wagner. Fauxpas Nummer 1: Wagner ist im Hause Schumann alles andere als willkommen. Das überrumpelte Ehepaar Schumann trommelt auf die Schnelle ein Ensemble zusammen. Musik besänftigt ja bekanntermaßen erzürnte Gemüter. Gespielt wird das Quintett Es-Dur von Robert Schumann.

Schumann platzt der Kragen

Der Komponist Franz Liszt | Bildquelle: picture-alliance/dpa Franz Liszt | Bildquelle: picture-alliance/dpa Fauxpas Nummer 2: Liszt rümpft am Ende des Hauskonzertes die Nase und sagt nur: "Sehr leipzigerisch!" Was so viel bedeutet wie: sehr hinterwäldlerisch. Noch hat Schumann seine Nerven im Griff. Bis zum Fauxpas Nummer 3: Liszt lobt den Komponisten Giacomo Meyerbeer über den grünen Klee und stellt den sogar in dessen Bedeutung über Mendelssohn. Da platzt Schumann der Kragen. Auf Mendelssohn, mit dem er bis zu dessen Tod befreundet war, lässt er nichts kommen: "Wer sind Sie, dass Sie es wagen, so über einen Musiker wie Mendelssohn zu reden?" Puterrot verlässt Schumann den Raum.

"Ein Wort ist kein Pfeil"

Liszt nimmt's gelassen und verabschiedet sich höflich, gemeinsam mit Wagner, von der Dame des Hauses. Als Liszt kurz nach dem Streit ein Werk von Schumann auf sein Konzertprogramm setzt, rafft der sich auf und schreibt an Liszt: "Vergessen wir den Abend – ein Wort ist kein Pfeil – das Vorwärtsstreben ist die Hauptsache!". Dem hat der großmütige Liszt nichts entgegen zu setzen. Also nimmt er an diesem Junitag das Friedensangebot des "hochverehrten Hitzkopfs" Schumann gerne an!

Franz Liszt gewidmet: Robert Schumanns Fantasie C-Dur

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Nelson Freire: Robert Schumann - Fantasy in C major, Op. 17 (1983) | Bildquelle: LOFTmusic (via YouTube)

Nelson Freire: Robert Schumann - Fantasy in C major, Op. 17 (1983)

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Sendung: "Allegro" am 05. Juni 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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