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07. März 1821 – Schuberts "Erlkönig" wird uraufgeführt Die Weltkarriere eines Lieds

Wien, 7. März 1821: Im Kärtnertortheater trifft sich die Wiener Kulturblase zu einer Akademie, um die 10-jährige Fanny Elßler zu sehen. Elfengleich und bezaubernd trippelt das Kind über die Bühne – sie wird später eine weltberühmte Ballerina. Außerdem trägt der Sänger Johann Michael Vogl Lieder von einem gewissen Franz Schubert vor. Zu jener Zeit ist der eher ein "No Name" in der Wiener Szene. Das jedoch sollte sich mit diesem Tag ändern – nun nämlich nehmen ihn Verleger und die Zeitungen endlich wahr! Grund dafür ist das Lied, das Vogl an jenem Tag uraufführte.

Moritz von Schwind (1804-1871): "Erlkönig". Lichtdruck, koloriert | Bildquelle: picture-alliance / akg

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(Bild: Moritz von Schwind: "Erlkönig")

Kein Hufenklappern brennt sich so sehr ins Hirn. Kein Vorspiel zu einem Kunstlied ist so berühmt und so grauenhaft düster, wie das zum "Erlkönig" von Franz Schubert. Der Sänger Johann Michael Vogl lebt den Erlkönig und legt sich mit Inbrunst ins Zeug… und in die Zügel. Der Saal tobt. Vogl wiederholt den "Erlkönig". Ein Kritiker notiert später über die Uraufführung: "Der Tonsetzer hat den Schauder bei dem ersten Ausrufe "Mein Vater, mein Vater" durch eine Dissonanz individualisiert. Obgleich sich die Stimme des Sängers einigermaßen sträubt."

Spauns Brief an den Dichterfürst

Von Wien aus galoppiert der Erlkönig nun durch viele Konzertsäle in Österreich, in Deutschland. Die Noten erscheinen im Stich. Schubert verdient endlich mal ein bisschen Geld. Neu ist das Lied zu jenem Zeitpunkt allerdings nicht. Schon vor fünf Jahren hat Schubert es komponiert. Und sein Freund Spaun schrieb damals sogar einen schmeichlerischen Brief an Johann Wolfgang von Goethe und legte die Noten dazu. Schubert hätte dem Dichter gerne mit einer Widmung für die Inspiration gedankt. "Selbst zu bescheiden, seine Werke der großen Ehre wert zu halten, hat Schubert nicht den Mut, Euer Exzellenz selbst um diese große Gunst zu bitten", heißt es in dem Schreiben.

Goethes Urteil über den "Erlkönig"

Goethe jedoch rührt sich nicht – für speichelleckerische Briefe hat er nun mal nichts übrig. Schade eigentlich, denn vielleicht wäre der "Erlkönig" mit einem kleinen Schubser von Goethe schon früher berühmt geworden und Schuberts Leben anders verlaufen. Denn 10 Jahre nach diesem Bittbrief hört Goethe den Erlkönig zum ersten Mal. Das Lob sprudelt zwar nicht gerade aus ihm heraus, aber… immerhin das: "Ich muss sagen, dass der Komponist Schubert das Pferdegetrappel vortrefflich ausgedrückt hat. Es ist nicht zu leugnen, dass in der Komposition das Schauerliche bis zum Gräßlichen getrieben wird."

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Der Erlkönig: Franz Schubert, Philippe Sly: Bass-Baritone, Maria Fuller: piano | Bildquelle: Philippe Sly-Minstrel (via YouTube)

Der Erlkönig: Franz Schubert, Philippe Sly: Bass-Baritone, Maria Fuller: piano

Was heute geschah

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Sendung: "Allegro" am 07. März 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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