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Was heute geschah – 2. Dezember 1883 Johannes Brahms' Dritte Symphonie wird uraufgeführt

Wien, 2. Dezember 1883: die Symphonie Nr. 3 von Johannes Brahms hat Premiere. Die Atmosphäre ist aufgeladen. Immerhin ist Brahms vor Jahren schon, mit seiner Ersten Symphonie, als Erbe Beethovens angetreten. Würde er jetzt wieder die große symphonische Energie entfesseln können?

Johannes Brahms | Bildquelle: Christian Martin Schmidt: "Johannes Brahms und seine Zeit", Laaber 1983

Bildquelle: Christian Martin Schmidt: "Johannes Brahms und seine Zeit", Laaber 1983

Die Sendung zum Anhören

Unentschlossen beginnt sie, diese Symphonie, mit drei Bläserakkorden, die wie ein Auftakt zum Eigentlichen wirken – es aber nicht sind: F-Dur, dann ein verminderter Akkord, es baut sich Spannung auf – und entlädt sich wieder in F-Dur. Und dann geht das so weiter, die ganze Zeit. Unentschieden irgendwie. Dur oder Moll?

Zukunftsweisend oder traditionell?

"Entwickelnde Variation!", frohlocken die Fans von Brahms, er kann es wie kein anderer! Alles musikalische Material ist miteinander verwandt und entwickelt sich aus sich selbst heraus. Brahms ist und bleibt der Erbe Beethovens! Lächerlich, sagen die anderen, die Gegner, die sogenannten "Neudeutschen", also die Wagnerianer und Programmmusik-Süchtigen. Bei ihnen stößt die Dritte Symphonie auf totales Unverständnis. Viel zu traditionell! "Lang ist die Symphonie glücklicherweise nicht", ätzen sie, "aber dafür wird umso mehr Blechlärm in ihr verführt, und sie wirkt langweilig, weil man es auf Tritt und Schritt mit An- und Absätzen zu tun hat".

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Brahms, Symphony Nr  3 F Dur op  90   Leonard Bernstein, Wiener Philharmoniker | Bildquelle: some oane (via YouTube)

Brahms, Symphony Nr 3 F Dur op 90 Leonard Bernstein, Wiener Philharmoniker

Einen Heurigen auf die Dritte!

Und Brahms? Genießt die Uraufführung, in der er von seinen Anhängern bejubelt wird. Und nimmt es gelassen hin, dass seine Gegner gar nichts anfangen können mit der Musik. Die einen applaudieren, die anderen zischen. Ihm ist es egal, weil – er ist ja auf dem richtigen Weg. Von der symphonisch mächtigen Klangwelt seiner Ersten Symphonie ist er mittlerweile weit entfernt. Er ist auf dem Weg der Reduktion. Seine Vierte und letzte Symphonie wird die kammermusikalischste aller seiner Symphonien werden. Genau das was er will, was er immer wollte. Weil: Beethoven hat er hinter sich. Zur Premierenfeier gibt es Heurigen, und Brahms trinkt fast ein paar Gläser zuviel davon …

WAS HEUTE GESCHAH

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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