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Was heute geschah – 3. September 1873 Liszt bedankt sich bei Henry Steinway für einen Flügel

Weimar, 3. September 1873. Franz Liszt bedankt sich bei Henry Steinway für einen Flügel: "Der prächtige Steinway-Flügel fungiert nun in meiner Wohnung. Er bietet eine harmonische Gesamtheit von Eigenschaften." Zu jener Zeit bewohnt Franz Liszt in Weimar eine Etage der Hofgärtnerei. In der Mitte des geräumigen Salons steht bereits ein Flügel – ein Bechstein-Flügel. Hier empfängt Liszt seine Schüler zum Klavierunterricht; er spielt mit ihnen bis spät in die Nacht Karten. Hier gibt er kleine Matineen. Nun hat er auch noch einen Steinway-Flügel.

Franz Liszt am Klavier. Photographie, München 1869, von Edgar Hanfstaengl | Bildquelle: picture-alliance/akg

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Es gibt keinen Zweifel darüber, dass Henry Steinway mit der Gabe etwas im Schilde führt. Er erhofft sich vom berühmten Pianisten Liszt ein schriftliches Urteil. Das wiederum nutzt er wie ein Empfehlungsschreiben, um damit potenzielle Klavierkäufer anzulocken. Bereits im 19. Jahrhundert weiß Henry Steinway, dass optimales Marketing am besten mit einem Star als Lockvogel funktioniert. Darum erhält auch Richard Wagner einen Steinway, zur Eröffnung des Festspielhauses, und der Pianist Anton Rubinstein. Mit Rubinstein gelingt Steinway sogar ein äußerst werbewirksamer Coup: Der russische Pianist lässt sich von Steinway zu einer Amerika-Tournee verpflichten. 213 Konzerte gibt Rubinstein, an nur 239 Tagen, mit einer Gage von 200 Dollar pro Abend.

Liszts geregelter Tagesablauf

Franz Liszt hingegen denkt nicht im Traum daran, Rubinstein als Gallionsfigur von Steinway abzulösen. Er hat genug um die Ohren, denn er pendelt zwischen seinen drei Wohnorten Rom, Budapest und Weimar. Vom Konzertleben hat er sich zurückgezogen, und ein unsteter Lebenswandel, den eine Tournee mit sich bringen würde, passt ihm sowieso nicht. Bei ihm läuft jeder Tag streng geregelt ab: Um vier Uhr steht er auf, besucht die Kirche, frühstückt um fünf Uhr alte Brötchen und trinkt dazu starken Kaffee mit Cognac. Dann setzt er sich an die Arbeit.

Musik von Liszt auf einem historischen Steinway-Flügel

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Franz Liszt | Consolation No. 3 in D-flat major (Historical Steinway, 1860) | Bildquelle: Südtirol in concert (via YouTube)

Franz Liszt | Consolation No. 3 in D-flat major (Historical Steinway, 1860)

Zurückhaltende Beurteilung

In seiner persönlichen Bewertung und einer Benennung der positiven Eigenschaften des Flügels hält sich Franz Liszt darum zurück – denn, so schreibt er an Henry Steinway: "Deren einzelne Aufzählung wäre weitläufig und überflüssig, da seit Jahren Ihre Instrumente anerkannt und gerühmt werden. Nach so viel wohlverdientem Lob empfangen Sie auch, werter Herr, das meine. Nebst dem Ausdruck des verbindlichen Dankes, mit welchem Ihnen verbleibt, ergebenst: Franz Liszt". Trotz dieser Zurückhaltung wird Liszt fortan gerne auf dem Steinway-Flügel spielen …

Was heute geschah

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