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Was heute geschah – 31. Oktober 1919 Charles Herman Steinway stirbt

Als Charles Herman die Geschäfte des Klavierbauers 1896 übernimmt, steht die Firma vor dem Bankrott. Sein Onkel William hatte die Geschicke des Unternehmens bis zu seinem Tod bestimmt – und sich dabei ganz offensichtlich verzettelt. Die ein paar Jahre zuvor von William Steinway und Gottlieb Daimler in New York gegründete Daimler-Motor-Company fuhr Verluste ein, und auch mit seinen Immobilienspekulationen verlor Charles‘ Onkel William Geld. Dazu stagnierte das Kerngeschäft, der Bau von Klavieren – eine Wirtschaftskrise hatte Ende des 19. Jahrhunderts Amerika fest im Griff.

Handwerker bei der Arbeit in der Produktionswerkstätte von Flügeln und Klavieren | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Die Sendung zum Anhören

Charles Herman Steinway wird 1857 geboren, in New York. Zur Schule geht der junge Karl-Hermann aber in Berlin – erst mit 13 kommt er zurück in die Staaten. Und weil sein Vater früh verstorben war, nimmt sein Onkel William – der Steinway-Patriarch – ihn unter seine Fittiche. Sicher auch mit dem Hintergedanken, dass Charles Herman ihm eines Tages nachfolgen sollte. Und tatsächlich zeigt der junge Steinway Talent – und das nicht nur als Geschäftsmann. Im New Yorker Liederkranz gewinnt er ein Billard-Turnier – und macht den ersten Platz bei der traditionellen Larchmont-Regatta. Mit einem Boot, das von einem Daimler-Motor aus der Steinway-Fabrik angetrieben wird.

Neue Geschäftsfelder

Handwerker bei der Arbeit in der Produktionswerkstätte von Flügeln und Klavieren | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Auch als Komponist tut sich Charles Herman hervor. Über 40 Klavierstücke veröffentlicht er im Lauf seines Lebens – und er spielt sie teilweise sogar selbst ein. Denn: um Steinway nach dem Tod seines Onkels vor dem Untergang zu retten, erschließt Charles Herman neue Geschäftsfelder. Er tut sich mit der Freiburger Firma Welte zusammen, die ein neuartiges Selbstspieler-Klavier entwickelte – Steinway lieferte die Klaviere und Flügel, Welte und Söhne die Selbstspieler-Mechanik. Und weil der Herr Steinway so ein guter Geschäftspartner war, durfte Charles Herman gleich mehrere seiner Kompositionen für das Welte-Mignon-Reproduktionsklavier einspielen – unter anderem seine vier Albumblätter.

Image der Weltmarke

Als Charles-Herman Steinway mit 62 Jahren stirbt – wahrscheinlich an der Spanischen Grippe – hinterlässt er, anders als sein Onkel William, ein blühendes Unternehmen. Steinway ist nun international aufgestellt, mit Verkaufsräumen in der ganzen Welt, üppigen Finanzreserven und besten Kontakten zu den großen Pianisten. Und mit einem Image, von dem die Marke noch heute zehrt. Denn auch für den Werbespruch "Steinway – the Instrument of the Immortals" – das Instrument der Unsterblichen – war Charles Herman verantwortlich.

WAS HEUTE GESCHAH

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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