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Was heute geschah – 03. Dezember 1924 Trauerfeier für Giacomo Puccini

Mailand, 3. Dezember 1924. Italien verabschiedet sich von Giacomo Puccini mit einer Trauerfeier im Mailänder Dom. Es ist eine Zeremonie, die eines Fürsten oder Staatsmannes würdig wäre. Ganz Mailand trägt schwarz, als der Kondukt durch die Straßen der Stadt zieht. Im Dom haben sich Menschen aus allen Gesellschaftsschichten eingefunden. Für den getragen musikalischen Rahmen sorgen Chor und Orchester der Mailänder Scala unter der Leitung von Arturo Toscanini. Das "Requiem" aus "Edgar", einer frühen Oper Puccinis, erklingt im Kirchenschiff.

Komponist Giacomo Puccini | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Die Sendung zum Anhören

Der Tod Puccinis am 29. November hat Italien erschüttert, denn mit ihm ist nicht nur ein großer Komponist gestorben, sondern auch eine nationale Ikone. So war der Krebskranke in seiner letzten Stunde im fernen Brüssel, wo er sich zur Therapie aufhielt, nicht alleine. An seinem Bett standen neben Sohn und Stieftochter auch der italienische Botschafter Orsini Baroni und der apostolische Nuntius, der dem 65-jährigen Maestro die letzte Ölung gab.

Propagandistische Behauptungen

Benito Mussolini (undatierte Aufnahme) | Bildquelle: picture-alliance/dpa Meldete sich bei der Trauerfeier für Puccini zu Wort: Benito Mussolini | Bildquelle: picture-alliance/dpa Der offizielle Mailänder Trauerakt am 3. Dezember ist jedoch nicht nur Abschied und stilles Gedenken, er ist ein Ereignis mit einer politischen Dimension. Dies in Person Benito Mussolinis, der eine Rede an Puccinis Sarg hält. 1924 ist die Macht des Duce noch nicht gefestigt, die Republik noch nicht zerschlagen, deshalb versucht Mussolini die Aura des berühmten Toten für seine propagandistischen Zwecke zu nutzen. Der Maestro habe einen Beitrittsantrag für die National-Faschistische Partei gestellt, lautet beispielsweise eine Behauptung, die der Duce in die Welt setzt.

Mussolini als "Ruhestifter"?

Und Puccini? Nach außen war der Verstorbene unpolitisch gewesen, dennoch hatte er im Privaten durchaus Sympathien für die Schwarzhemden geäußert? "Möge Mussolini der sein, den wir brauchen. Es wäre gut, wenn er unserem Land ein wenig Ruhe schenkte", hatte der Komponist am Ende seines Lebens geschrieben. War dies Puccinis Überzeugung oder nur eine Momentaufnahme? Das ist eine Frage, die niemand beantworten kann.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 03. Dezember 2020 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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