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Was heute geschah – 5. Dezember 1826 Beethoven schreibt sein letztes Werk

"Wir irren allesamt, nur jeder irret anders". Eine Melodie von dreizehn Noten über diesen rätselhaften Text – das ist die letzte Komposition von Beethoven, geschrieben in Wien am 5. Dezember 1826. Sein letztes vollendetes Werk.

Federzeichnung, um 1825, von Johann Peter Lyser (1803-1870) | Bildquelle: picture alliance/akg-images

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Die Sendung zum Anhören

Das Zitat stammt aus einem Gedicht von Albrecht von Haller – geschrieben rund 100 Jahre vor Beethovens Vertonung: "Wir irren allesamt, nur jeder irret anderst." Diese Zeile wird zur Redewendung. Und doch fragt man sich, was in Beethovens Kopf vorgeht, als er Anfang Dezember 1826 die Noten dazu niederschreibt – in einem Brief an seinen Freund und engen Vertrauten Carl Holz. "Ich bin unpässlich geworden, so, dass ich es für besser halte, das Bett zu hüthen", schreibt er an den Freund. "Es wird mich also sehr freuen, wenn Sie mich besuchen."

Rätselkanon am Ende eines Briefes

Beethoven ist krank. Schwer krank. Kurz zuvor war er in Gneixendorf, wo er sein letztes Streichquartett vollendete. Auf dem Rückweg nach Wien verkühlt er sich bei der Fahrt in der offenen Kalesche und bekommt eine Lungenentzündung. Den Brief an Carl Holz hat Beethoven vermutlich seinem Neffen diktiert. Erst am Schluss greift er selbst zur Feder und notiert jene rätselhafte Notenzeile.

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Beethoven ‐ Canon for 3 “Wir irren allesamt”, WoO 198 | Bildquelle: Classical Composers (via YouTube)

Beethoven ‐ Canon for 3 “Wir irren allesamt”, WoO 198

Scherz oder Ernst? Kanon oder nicht?

Wie ist sie gemeint? Ironisch oder ernst? Trägt Beethoven sich mit schweren Gedanken? Spricht Resignation aus diesen Zeilen? Wir wissen es nicht. Wir können es nur vermuten, aber dann irren am Ende vielleicht auch wir… Beethoven hat eine ganze Reihe solcher Mini-Kompositionen geschrieben – für Freunde, Gönner oder Schüler. Meist scherzhafte Kanons, gespickt mit kompositorischen Kniffen oder Rätseln, die der Empfänger lösen sollte. Und hier? Die Wissenschaftler streiten sich darüber, ob es sich um einen Kanon handelt oder nicht.

Die letzten Monate

Carl Holz besucht Beethoven und besorgt ihm einen neuen Arzt. Doch auch der kann ihn nicht retten. Beethoven spuckt Blut, droht zu ersticken. Neben der Lungenentzündung macht sich nun auch sein chronisches Leberleiden bemerkbar. In seinem Bauch sammelt sich Wasser. Wenige Monate später stirbt Beethoven. Das zumindest ist gesichert.

WAS HEUTE GESCHAH

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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