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Was heute geschah – 8. September 1862 Johannes Brahms reist erstmals nach Wien

Wien, 8. September 1862: Johannes Brahms ist in der Stadt. Zum ersten Mal. Um in der Musikstadt schlechthin und damit in der "Szene" jetzt auch mal so richtig in Erscheinung zu treten. Was nicht leicht ist, denn erstens ist Wien nun mal eben Wien, und zweitens ist Brahms ein Zweifler. Hin- und hergerissen: zwischen dem Drang zu schaffen einerseits – dem leisen, aber klaren Wissen in sich selbst, dass er dies auch kann. Und dann auf der anderen Seite seinem Perfektionismus: Ist das, was er schafft, auch gut genug?

Johannes Brahms. Fotografie von ca. 1866 | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Der Beitrag zum Anhören

In frühen Jahren gibt er seine Werke unter anderem Namen heraus, wieder andere verbrennt er einfach, wenn sie dann doch vor seinen eigenen Augen nicht bestehen können. Seine Freunde machen auch ganz schön was mit. Immer wieder sollen sie hören, probieren, beurteilen. Mit ihm zusammen überarbeiten. Kurz: Brahms weiß, dass er es kann, aber er wagt nicht es zu glauben. Daher ist die Geburt seiner beiden Klavierquartette op. 25 und 26 auch langwierig.

Rondo beim Frühstück

Trotzdem, beide Werke hat Johannes Brahms als Entwürfe im Gepäck, als er sich im September 1862 auf den Weg nach Wien macht. Und dann kommt es im Oktober zu einem Frühstück. Bei Julius Epstein, einem der bekanntesten Pianisten seiner Zeit. Semmeln und Musik. Und da sind auch noch andere Künstler eingeladen, zum Beispiel das Hellmesberger-Quartett. Die spielen das g-Moll Quartett dann auch gleich mal – einfach so vom Blatt weg. Und das "Rondo alla zingarese" schlägt dermaßen ein, dass der Primarius Josef Hellmesberger nach dem letzten Ton die Geige aufs Bett wirft und über Brahms sagt: "Das ist der Erbe Beethovens".

Brahms – der Erbe Beethovens?

Gut! Also das g-Moll-Quartett passt. Das freut natürlich. Aber erhöht eben auch den Druck. Denn Brahms hat ja nun mal ständig die Befürchtung, den Erwartungen nicht zu genügen. Und jetzt also "Erbe Beethovens" – naja. Am 29. November wagt er dann trotzdem die Uraufführung des A-Dur Klavierquartetts op. 26. Sein Debüt als Komponist und Pianist in Wien, im Musikvereinssaal. Mit eben diesem A-Dur Quartett. Und das macht bei der Kritik zunächst einen "ungünstigen Eindruck".

Stand bei Brahms' Wien-Debüt auf dem Programm – das Klavierquartett A-Dur

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J. Brahms  Piano Quartet Nr. 2 A major Op. 26 | Bildquelle: FestivalWissembourg (via YouTube)

J. Brahms Piano Quartet Nr. 2 A major Op. 26

Doch noch ein Erfolg

"Variationen und Fuge über ein Thema von Händel" kommen besser an und stellen Brahms dann doch noch an die Stelle, die er von nun an innehat: Einer der ganz Großen. In Wien und überall sonst auf der Welt.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7.40 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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