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Was heute geschah – 11. Dezember 1818 Beethoven muss zugeben, nicht adelig zu sein

Was bedeutet das "van" in van Beethoven? Ist es ein Adelstitel oder nur ein einfacher Namenszusatz? Manche Familienstreitigkeiten landen vor Gericht, peinliche Enthüllungen sind dann nicht auszuschließen.

Ludwig van Beethoven | Bildquelle: dpa-Bildfunk

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Die Vorgeschichte: Im Herbst 1815 war Beethovens Bruder Carl gestorben. Das Sorgerecht für seinen Sohn Karl hatte er seiner Frau Johanna und den Komponisten gemeinsam übertragen. Beethoven hielt nichts von seiner Schwägerin. Deshalb hatte er kurzerhand Johannas Namen aus dem Testament gestrichen und die alleinige Vormundschaft seines Neffen übernommen.

Adelstitel ist juristisch relevant

Als Beethoven seiner Schwägerin auch noch den Umgang mit Karl verbietet, klagt Johanna. Die Sache kommt vor Gericht. Und so stellt sich am 11. Dezember 1818 während der Anhörung  eine wichtige Frage: Ist die Familie van Beethoven adlig oder nicht? Dies ist juristisch relevant, denn die verhandelnde Instanz, das "Landrecht", ist nur für Adelsfälle zuständig. Zu seinem Leidwesen muss der Komponist zugeben, bürgerlicher Herkunft zu sein.

Mein Adel ist hier und hier!
Ludwig van Beethoven, auf Kopf und Herz deutend

Gesellschaftlicher Gesichtsverlust

Angeblich soll Beethoven in diesem dramatischen Moment ausgerufen haben: "Mein Adel ist hier und hier!", wobei er auf seinen Kopf und sein Herz deutete. Wahrer Adel ist der des künstlerisch empfindsamen Genies und nicht der des blauen Blutes. Für Beethoven ist sein Geständnis ein gesellschaftlicher Gesichtsverlust. Aristokraten waren seine Förderer, sich souverän in ihren Kreisen bewegen zu können  war gut für´s Komponisten-Geschäft. Und da war das in Österreich missverständliche "van" durchaus von Nutzen.

Das kleine Wort "van" habe einen "augenfälligen Zauber" ausgeübt, schreibt Beethovens erster Biograph Anton Schindler. Dieser Zauber hatte nach der Gerichtsverhandlung an Wirkung verloren. Die Magie seiner Musik dagegen nicht.

WAS HEUTE GESCHAH

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