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Was heute geschah – 16. November 1895 Paul Hindemith wird geboren

Hanau, 16. November 1895. Der Komponist Paul Hindemith wird geboren. Seine Musik wird später insbesondere in den 20er- und 30er-Jahren sein Publikum finden. Ohne ihn hätte die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts zweifelsohne ganz anders ausgesehen. Er war ein Moderner, doch stets mit einem konstruktiven Verhältnis zur Tradition.

Der Komponist Paul Hindemith, Foto von 1930 | Bildquelle: picture alliance / akg

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Der Beitrag zum Anhören

"Dass ich Musiker wurde, war mehr ein Zufall", spielte Paul Hindemith später seine Berufswahl ironisch herunter. "Es war eigentlich meines Vaters Idee, der gerne Musiker werden wollte und es nie durfte. Der hat an mir und meinem Bruder ausgelassen, was er nicht gekriegt hat. So sind wir Musiker geworden." Vom Vater, einem Maler und Lackierer, zum Geigenvirtuosen gedrillt – Hindemith lernte schon im Kindesalter, dass Musikmachen mit Fleiß und Anstrengung verbunden ist. Eine Erfahrung, die ihn auch später als Komponist prägen sollte. Zeitlebens misstraute Hindemith dem romantischen Geniekult und legte Wert auf solides Handwerk. Sein Ziel: Eine Klangsprache, die in der Vergangenheit wurzelt, aber in die Zukunft weist. "Ich glaube, dass es möglich ist, eine sehr hochwertige Musik zu schreiben, die alle Qualitäten einer modernen Musik hat, die trotzdem zum Publikum spricht." So lautete sein Credo.

Paul Hindemith bei der Probe

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Paul Hindemith in Rehearsal - Ite, angeli veloces (II part) (1955) | Bildquelle: Hindemith performs Hindemith (via YouTube)

Paul Hindemith in Rehearsal - Ite, angeli veloces (II part) (1955)

Aus dem Markenzeichen wurde ein Makel

Und Hindemiths Musik fand ihr Publikum – vor allem in den 20er- und 30er-Jahren. Für eine ganze Generation wurde er zur Leitfigur, er arbeitete mit Brecht und Benn, und noch der junge Hans Werner Henze stand unter seinem Bann. Keine Frage, die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts sähe ohne Hindemith ganz anders aus. Doch dann, nach dem Zweiten Weltkrieg, wendete sich das Blatt. Was einst sein Markenzeichen gewesen war, erschien zunehmend als Makel: Nun galt Hindemith als altmodischer Vielschreiber, als verstaubter Kontrapunktfanatiker, als biederer Handwerker, der nie von der Muse geküsst würde.

Hindemiths "Trauermusik"

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Hindemith: Trauermusik ∙ hr-Sinfonieorchester ∙ Antoine Tamestit ∙ Paavo Järvi | Bildquelle: hr-Sinfonieorchester – Frankfurt Radio Symphony (via YouTube)

Hindemith: Trauermusik ∙ hr-Sinfonieorchester ∙ Antoine Tamestit ∙ Paavo Järvi

Musik, die unter die Haut gehen kann

Ist Hindemiths Zeit also vorbei – oder wird sie noch kommen? Schwer zu sagen. Zwar wird sein Werk zu Gedenktagen immer wieder neu befragt, aber eine echte Hindemith-Renaissance ist bislang ausgeblieben. Dabei haben seine stürmischen Frühwerke nichts von ihrem unwiderstehlichen Drive verloren. Und auch ein späteres Werk wie die "Trauermusik" geht noch heute unter die Haut – Hindemiths Credo gemäß: "In einem Stil, der wahr und aufrichtig ist und trotzdem nicht alte Stile nachahmt, kann man wirklich etwas erfinden, was die Leute rührt".

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 16. November 2020 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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