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17. Februar 1827 – Beethoven dementiert ein Gerücht Das Märchen von der königlichen Abstammung

Wien, 17. Februar 1827. Mürrisch greift Beethoven zur Feder und kritzelt ein paar hastige Zeilen aufs Papier. Dann kramt er einen Brief hervor, den er schon vor zwei Monaten verfasst hat, und legt ihn dazu – an einen Freund aus Jugendtagen. Ab ins Kuvert und weg damit. Immer diese alte Geschichte vom Königssohn!

Die Unterschrift von Ludwig van Beethoven | Bildquelle: picture alliance / dpa

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Angefangen hatte es vor mehr als 15 Jahren: Im Pariser "Dictionnaire historique des Musiciens" erscheint ein Artikel über Beethoven, in dem behauptet wird, er sei ein unehelicher Sohn des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. Woher das Gerücht stammt, ist unklar. Vielleicht erschien den Herausgebern eine bürgerliche Herkunft für ein Genie wie Beethoven einfach nicht angemessen.

Ein zweiter Vater für Beethoven

Andere Verleger greifen die Königssohn-Theorie begierig auf. Anstatt sie zu hinterfragen, wird weitergesponnen, aus dem 'van' bald ein 'von' gemacht, und selbst im seriösen Brockhaus bekommt Beethoven kurzerhand einen zweiten Vater verpasst. Nur einen scheint das Ganze nicht im Geringsten zu interessieren: Beethoven selbst. Jedenfalls unternimmt er nichts gegen das Gerücht. Vielleicht schmeichelt es ihm ja sogar.

Immer neue falsche Details

Als von der Presse immer neue Details hinzugedichtet werden, wird es Beethovens Jugendfreund Franz Wegeler irgendwann zu dumm. Am 28. Dezember 1825 schreibt er an Ludwig: "Warum hast du deiner Mutter Ehre nicht gerächt, als man dich in Frankreich zu einem Kind der Liebe machte? Nur deine angeborene Scheu etwas anderes als Musik von dir drucken zu lassen, ist wohl Schuld an dieser sträflichen Indolenz. Willst du, so will ich die Welt hierüber des Richtigen belehren."

Später Antwortbrief

Beethoven reagiert zunächst nicht. Erst ein Jahr später, im Dezember 1826, setzt er einen Antwortbrief an Wegeler auf. "Ich habe mir zum Grundsatz gemacht, nie wieder etwas über mich selbst zu schreiben, noch irgend etwas zu beantworten, was über mich geschrieben worden. Ich überlasse dir daher gerne, die Rechenschaft meiner Altern, und meiner Mutter insbesondre, der Welt bekannt zu machen."

Den Brief lässt Beethoven jedoch liegen. Bald ist er unter einem Wust von Notenblättern und Skizzen verschwunden. Erst als Wegeler im Februar 1827 nachhakt, schickt Beethoven den Brief endlich ab. Wenige Wochen später stirbt er. Das Märchen vom Königssohn aber soll noch lange in den Büchern herumgeistern.

Von König Stephan stammte Beethoven zwar nicht ab, schrieb aber eine Ouvertüre über ihn

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Beethoven - King Stephen, Overture, Op 117 - Abbado | Bildquelle: Cantus 5 (via YouTube)

Beethoven - King Stephen, Overture, Op 117 - Abbado

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Sendung: "Allegro" am 17. Februar 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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